Dienstag, 1. Juli 2003

Archiv: Die Saison 2002/2003

Die Brandenburgliga-Saison 2002/03
 
1. Punktspieltag (Brandenburg, Ludwigsfelde):
 
Auch wenn wir in unseren Reihen das “Grüne Trikot” haben, so sind wir doch eher als Bergfahrer einzustufen, so daß wir auf den Flachetappen lieber dezent im Hintergrund bleiben und mit unseren Kräften haushalten. Wer sich jetzt am Kopf kratz und fragt, was das nun schon wieder bedeuten soll (“...die Reden Stuß, ohne Bier getrunken zu haben - faszinierend!” Christian, 28.9.2002), wird ohne Zweifel feststellen, daß bis zu diesem Punkt noch kein heroisches oder feindvernichtendes Wort gefallen ist. Das wiederum läßt nur einen Schluß zu ...
 
Als starke Zeitfahrer haben wir natürlich den Prolog gewonnen, unser Angstgegner Brandenbug mußte eine herbe 3:0 Schlappe einstecken, die nichts als den süßlich-bitteren Geschmack von totaler Vernichtung und eine geknickte Heimmannschaft hinterließ. Wie eine Gruppe hilfloser Christen standen sie im Kolloseum und wurden von den auf sie losgelassenen USV Löwen in 56 min. zerfleischt und bis auf die Knochen abgenagt. Das “Massaker von Brandenburg” wird als eines der grausamsten Exempel, die je statuiert wurden, in die heldenverehrende Geschichte des USV eingehen und jeder der dabei war, wird noch seinen Enkeln von jenem Tag erzählen, als aus den Nebeln der Niederungen eine neue strahlende Ära des USV II seinen Anfang nahm.
 
Eigentlich wollte ich zu dem Spiel gegen Ludwigsfelde nicht viel schreiben, nur soviel: Da man alte Freunde nicht im Stich läßt, sahen wir es als unsere Pflicht an, Ludwigsfelde im bevorstehenden Abstiegskampf eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Wir sind einfach zu gut für diese Welt!
 
2. Punktspieltag (Königs Wusterhausen, Frankfurt):
 
Da Königs Wusterhausen nun schon zum zweiten Mal unsere intensive und akribisch geplante Vorbereitung und damit einen erfolgreichen Start in die Saison torpediert hatte, konnte die Devise nur heißen: „Gefangene werden nicht gemacht, Pardon wird nicht gegeben!“ Unsere Rache würde furchtbar sein. Der Auszug aus dem KTB liest sich wie folgt: „Nachdem in kurzen Gefechten die ersten Linien überwunden waren, drangen wir schnell ins Hinterland vor und stießen zunächst auf wenig Widerstand. Die nachlässige Sicherung unserer rückwärtigen Verbindungen animierte den Gegner jedoch, uns in die Flanken zu fallen und uns schwer zuzusetzen. Nach erneuter Formierung nahmen wir die Schlacht an und erzwangen durch unsere schwere Artillerie („Dicker Tom“) den Durchbruch an der linken Flanke. Die panische Reaktion des Gegners in seinem Zentrum ermöglichte auch an dieser Stelle den Durchbruch, wodurch seine Kampfmoral erheblich geschwächt wurde. Nach
kurzem Gefecht gelang es, den Gegner vernichtend zu schlagen und ihm eine vollständige physische Niederlage beizubringen!“
 
Ohne diesen grandiosen und unvergleichlichen Sieg übermäßig heroisieren zu wollen, was aufgrund der Art und Weise, wie er errungen wurde, kaum möglich scheint, muß die überragende Leistung dieser Helden des Spielfeldes unbedingt explizit hervorgehoben werden. „Legionäre, ich Caesar bin stolz auf Euch!“

Im zweiten Spiel stand uns die Horde Laurins gegenüber, der uns mit seinen „flighing dwarfs“ den Tag vermiesen wollte. Bei einer Mannschaft, wo selbst Tobi absolutes Gardemaß hätte, muß sich Tom wie Gulliver im Zwergenland vorgekommen sein. Entsprechend wütete jener in AdH-Form Befindlicher, und handelte nach guter russischer Art … sprich: Gewaltlösung pur (Tom hatte bei der Stürmung des Moskauer Theaters gut aufgepasst!). Mit diesen zwei Siegen (3:1 und 3:0) hat sich der USV auf den dritten Tabellenplatz in Lauerposition geschoben, doch schon nächste Woche soll aus dem Windschatten heraus der unwiderstehliche Antritt erfolgen ... Heia Safari!
 
3. Punktspieltag (Energie Cottbus, WSG Waldstadt I):
 
“Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg”, so formulierte Attila, mit dem angeschlagenen doch bis zum letzten entschlossenen Blicke dem Leonidas von Sparta in der Schlacht bei der Termophylen gleich, unsere ach so unglückliche Situation. Doch nicht nur charaktergestärkt und hocherhobenen Hauptes in der Gewißheit ein ebenbürtiger Gegner gewesen zu sein verlassen wir für dieses Mal das Feld der Ehre, das für uns nichts dergleichen ließ, auch entschlossen und mit salomonischer Gewißheit, daß das nächste Treffen die unsrigen in den Glanze des Olymp emporheben wird. Nach dem Sieg im ersten Satz war der zweite so hart umkämpft wie einst die Festung von Verdun und endete mit einem unglücklichen 28:26 für Cottbus. Dieser moralische Verlust schien äußerlich keinen Einduck hinterlassen zu haben, denn der USV spielte unbeeindruckt davon in den folgenden zwei Sätzen eine souveräne Partie, doch im Innern schien das allzu stolze Herz des USV angeshlagen zu sein, denn trotz Führung in den entscheidenden Satzphasen vergab die Mannschaft beide Male die Chance, das Blatt zu wenden. Ein wahre Tragödie ... und so unnötig. Das ist der Stoff, aus dem die Helden von morgen geboren werden und bei Gott, Freunde, ihr werdet diese Heroen sein.
 
Gegen Waldstadt mußte der USV im ersten Satz erstmal wieder zu seinem Spiel finden und war bereit, diesen, dem höheren Ziel der Spielfindung unterordnend, abzugeben. Unbeeindruckt durch den Rückstand spielte der USV weiter, fand zu seiner Form und glich aus. Im dritten Satz erarbeitete man sich durch konzentriertes Spiel einen 14:7 Vorsprung, und nichts schien diese Kampfmaschine nun mehr stoppen zu können. Doch, oh Unglück. Wie ein Schiff, das in einer Seeschlacht durch einen Hydraulikschaden nicht mehr manövrieren kann, fiel in der Mannschaft der Angriffsdruck auf einen gefährlich tiefen Stand ab. Unerklärlich, wie plötzlich der Angriff völlig zum erliegen kam und der USV, nun hilflos treibend in See, vom fast schon versenkten Gegner zusammengeschossen wurde und auf Grund lief. Doch der USV kämpfte erneut und siegte völlig verdient im vierten Satz und rettete sich in den Tiebreak. Schon lag man mit 13:10 zurück, doch der Maschinenraum heizte, was die Kessel hergaben, und die Rohre der Geschütze verschlissen immer mehr, doch das für unmöglich gehaltene gelang, der USV glich aus. Doch, als wäre es der Tragödie nicht genug, versagte in der entscheidenden Phase die Feuerleitung und der Satz ging mit 17:15 an Waldstadt. Aber auch der Gegner hatte Opfer zu beklagen, denn Tom war der Meinung, gesichtskosmetische Eingriffe bei der Feldabwehr vornehmen zu müssen, und auch Nico ließ sich nicht lumpen, seine Visitenkarte in im Gesicht des Gegners zu hinterlassen.
 
PS: Ich glaube ich stehe in der Liga nicht allein, wenn ich an dieser Stelle die Leistung einiger Schiedsrichter bemängele, die aus Geltungssucht oder Machtmotiven eine sehr eigenwillige Auslegung des Regelwerks vollziehen, die keine der beteiligten Mannschaften nachvollziehen kann. Es gibt einfach Schiedsrichter, die gehören nicht in diese Liga.
 
4. Punktspieltag (Frankfurt, Königs Wusterhausen):
 
Nach einer langanhaltenden ethisch-moralischen Debatte innerhalb der Mannschaft kamen wir zu der Überzeugung, daß wir, wenn schon, nicht einseitig in den Abstiegskampf eingreifen dürften. Dieser Spieltag war also die logische Konsequenz in der Erhaltung unserer moralischen Grundsätze. Obwohl Rudis: “Dafür sind wir einfach zu gut” eher unseren spielerischen Fähigkeiten galt, kann man sie auch im übertragenden Sinne auf die geistige Größe des USV projizieren. Daß allerdings Frankfurts Musikgeschmack mit ihrer Tabellensituation korrelliert, war ein derber Rückschlag für die ästhetik-verwöhnte USV Seele. Die Rache wird mein sein, und mein Musikgeschmack ist legendär ...
 
Wie hoch unser spielerisches Potential liegt, mußte KWH leidvoll erfahren, als sie im Spiel gegen den USV, der über die Ahnungslosen wie die napoleonische Angriffsmaschinerie hinwegrollte, mit 3:0 völlig überfahren wurde. Mit dem feurigen “Hurra, zum Sturm - Marsch, Marsch!” der Truppen Lettow-Vorbecks in Deutsch Ostafrika warfen wir die Armen, die nicht wußten, wie ihnen geschah, völlig über den Haufen. Solche Spiele sollte es öfter geben.
 
PS: Ich möchte meine verehrten Mannschafts- und Leidensgenossen darauf hinweisen, daß eine weitere propagandistische Verherrlichung von Niederlagen, respektive Umschreibung in Siege, bei erneutem Vorkommen nicht mehr glaubwürdig erscheint.
 
5. Punktspieltag (Spremberg, Waldstadt II):
 
Die in der vergangenen Saison so sehr vermißte Konstanz im Spiel scheint in diesem Jahr endlich eingekehrt zu sein. Die Mannschaft hat zu einer homogenen Spielleistung gefunden, die kaum einer Schwankung unterliegt ... es spielt nur selten einer wirklich gut. Die Aufrechterhaltung eines einheitlichen Niveaus birgt zwar auch Probleme, aber der momentane Tabellenplatz 3 scheint den Kritikern dieses neuen Konzepts den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die bestplatzierte II. Mannschaft im Land Brandenburg bestätigt ihren Aufwärtstrend, denn kaum sechs Punkte beträgt der Rückstand zum Zweitplatzierten. Der souveräne 3:2 Sieg gegen Spremberg - symptomatisch für das Spiel des USV durch einen Einerblock besiegelt - zeugte wiedereinmal von der überragenden Genialität der Spielstrategen innerhalb der Mannschaft, die durch das bewußte Ausschöpfen der vollen
Spielzeit jedem Spieler die Möglichkeit eines Einsatzen geben wollten ... solidarischer kann eine Mannschaft nicht funktionieren.

Auch Waldstadt II mußte nach anfänglicher Euphorie schnell zurückstecken und bekam mächtig eins auf die Mütze. Natürlich gingen auch hier und da vereinzelte Punkte an den Gegner, dies geschah jedoch nur sporadisch und war für den Verlauf des Spiels kaum ausschlaggebend. Daß zufällig auch der Matchball für Waldstadt einer jener sporadisch vorkommenden Punkte des Gegners war, ist wohl einer ein Versehen gewesen, aber die Konstanz war trotz diesem kleineren Maleur ungebrochen gut.
 
6. Punktspieltag (Ludwigsfelde, Brandenburg):
 
Auch wenn Ron dem Intellekt der älteren Spieler hinterherhinkt - der Beweis wird sogleich ersichtlich - trifft seine Aussage: “Das war mein bester Spiel” doch ziemlich genau. Aber was heißt hier Spiel ... Demonstration unbändiger Macht und Stärke trifft diesen Spieltag wohl eher.
 
Obwohl Ludwigsfelde ehrlich gewillt schien, Gegenwehr leisten zu wollen, war die Überlegenheit des USV in allen Belangen doch zu groß. Kompromißlos im Angriff und eisen in der Verteidigung ließen Parallelen zu so legenderen Schlachten wie Leuthen oder Königgrätz aufkommen. Der Block erstickte die gegnerischen Angriffsbemühungen bereits im Keim und die gnadenlos geführte Konterattacke über die äußeren Flügel war unwiderstehlich und letztendlich tödlich. Ein klares 3:0 für den USV war das Fazit nach einer großartigen spielerischen wie taktischen Leistung.

Im Gegensatz zu Ludwigsfelde, war Brandenburg nicht einmal ernsthaft gewillt, Widerstand zu leisten, woran ihre kurz zuvor erlittene 3:2 Niederlage nicht ganz unschuldig war. Und erneut lieferte der USV, diesmal auf drei Positionen zum ersten Spiel verändert, eine Leistung ab, die in ihrer strahlenden Dominanz und ehernen Konstanz ihres Gleichen in dieser Liga sucht. “... hell aus dem Dunklen erstanden, leuchtet die Zukunft hervor!”. Apropos, auch Neues aus dem Liebesleben einiger Spieler wurde bekannt: anonymer Spieler: "So wie Rudi Volleyball spielt, habe ich Sex ..."
Rudi: Ja, immer außen anwichsen ... 

Eine kurze Zwischenbemerkung: ... aufgrund diverser Umstände, die ich nicht näher erläutern möchte, sah ich mich genötigt, meine heroisierenden Ikonendarstellungen unserer Mannschaft kurzzeitig auszusetzen. Sagen wir einfach, ich war im “Babylonischen Exil” ... 
9. Punktspieltag (Königswusterhausen, Frankfurt):
 
Nachdem wir mit der Niederlage gegen Brandenburg unser mentales Saisonziel, nämlich die Stärkung des mannshaftlichen Charakters durch Niederlagen, erreicht sahen, gibt es für uns nunmehr keinen Anreiz mehr, noch irgendwelche Spiele zu verlieren ... Charakterschweine sind wir ohnehin schon. Deshalb hatten wir keine Ambitionen Königs Wusterhausen mal einen Sieg zu schenken, geschweige denn Frankfurt auf seiner Abschiedstournee durch die Brandenburgliga in dem Glauben zu lassen, daß es bei uns irgendetwas zu holen gäbe. Obwohl man sich nach 2:1 Führung doch noch in den Tie Break gegen KWH bemühen mußte, siegte letztendlich die überlegene Routine des Potsdamer Erfolgssechsers, der in beeindruckender Manier seinen Anspruch auf eine kontinuierliche Fortsetzung der letztjährigen Ergebnisse in Hinblick auf den Saisonabschluß untermauerte.
 
Auch Frankfurt schien dieser geballten Macht volleyballerischen Könnens nichts entgegensetzen zu können und war dem unwiderstehlichen Endspurt des USV im dritten Satz, wo Frankfurt immerhin mit 24:20 führte nicht gewachsen. Fazit des Spieltages: der Feind ist in Reichweite, also schlagen wir ihn ... vernichtend!
 
2. Pokalrunde
 
Es hätte ein so wunderschöner Samstag morgen werden können, ein heißer Kaffee, ein intellektuelles Gespräch auf kompetenter Ebene ... wie gesagt, es “hätte”. Aber da war ja noch Martin mit im Auto, und nur wenige Kilometer später, kam man sich vor wie bei “Kinderquatsch mit Michael”, so daß Tom gezwungen war, seine sonderpädagogischen Fähigkeiten anzuwenden. Eine Stunde später bot sich in der Halle folgendes Bild: Während Nico, Tom, Attila und Georg einer Mütterkombo auf der Bank sitzend und Erziehungsprobleme diskutierend gleich am Rand saßen, bewarf sich unsere Juniorabteilung aus Ron, Tobi und Martin mit Kuchenförmchen im Sandkasten, wobei die Koordination in Bezug auf die Treffsicherheit mit 5jährigen Kindern durchaus zu konkurrieren wußte. Zum Glück aber, schien die Disziplin rechtzeitig zum Spiel wieder Einzug gehalten zu haben, so daß das zielgerichtete Verhauen des Gegners beginnen konnte. Mit 25:10 im ersten Satz, wurde das lustige “Klatschespiel” eröffnet, dem sich der Gegner im zweiten Satz (29:27 für den USV) nicht so ganz anschließen wollte. Es sah ein wenig so aus, als hätte die Löwenmutter ihren hungrigen Kleinen eine Antilope zur Erprobung ihres Jagdverhaltens hingeworfen, die dann von den Jungen spielerisch zerlegt wurde. Ein klares 3:0 und glückliche Löwenbabys waren das Resultat (siehe Gruppenphoto unten)
 
Diese drückende Überlegenheit gegen KWH V wurde auch im zweiten Spiel gegen Basdorf deutlich. Und wieder durften die Kleinen im Sandkasten mit ihren Kuchenförmchen auf den Gegner einhauen, bis auch dieser mit 3:0 Beulen den Sandkasten verließ. Fazit dieses Tages: die Kinder glücklich gemacht und größeren Schaden verhindert ... am 22.3. wartet nunmehr der USV I.
 
Die Rückfahrt war noch anstrengender, denn inzwischen hatte Martin mehrere Bier, Gaben des tags zuvor gealterten und nun 23 Lenze zählenden Sandkuchenbäckers Ron, gehabt, was seine Stimmung anhob und die anderen Insassen in die Verzweiflung trieb, die sich, bis auf den armen Fahrer, mit Alkohol trösten und betäuben konnten.