Montag, 25. April 2022

Zu Gast bei Empör

"Endlich mal wieder eine Mannschaft, die sich nicht unter Kontrolle hat", dachte sich das Seniorenensemble aus Golm, und spielte entsprechend die ganz große Provokationsklaviatur, von "fein subtil", über "penetrant" bis hin zu - natürlich: "arrogant". Aber mal ehrlich, ein sauberes Zuspiel und grazil anmutende, formvollendete Technik, wie sie der USV praktiziert, sollten in der Brandenburgliga doch nicht zuviel verlangt sein. Aber der Reihe nach.
Das ausgedünnte und leicht angegreiste Starensemble gastierte am Sonntag in Brandenburg, genauergesagt in einem "strukturschwachen" Randbezirk dieser glänzenden Metropole. Vor zehn Jahren hätten wir noch gelost, welche zwei Spieler den Gegner vermöbeln, während sich die anderen schon mal ein Bier aufmachen, aber da man während des Spiels kein Bier mehr trinken darf... im Gegensatz zu anderen Mannschaften an diesem Tage haben wir uns daran gehalten.
Nachdem wir Zossen im ersten Satz entspannt zerlegt hatten, kam uns in den folgenden zwei Sätzen irgendwie der Spielfluss abhanden. Der produzierte Ausschuss hätte eine eigene Sondermülldeponie verdient gehabt. Entsprechend mühevoll mussten wir versuchen, wieder ein halbwegs passables Niveau zu finden, um Zossen noch in den Tiebreak zu zwingen. Mit einem fulminanten Kraftakt raubten wir Zossen noch mit 27:25 die schon sicher geglaubten drei Punkte. Dabei zeigte der Gegner in dieser Phase des Spiels eine gewisse mentale Anfälligkeit für auf ihrer Seite zurecht geahndete technische Unzulänglichkeiten. Danach brach Zossen quasi komplett zusammen, so dass der USV, der plötzlich die Blockarbeit für sich entdeckte, schon zum Seitenwechsel mit 8:2 in Front lag. Am Ende stand ein demütigendes 15:4.
Deutlich amüsanter wurde dann das Spiel gegen Empör Brandenburg, nicht weil der USV plötzlich spielerisch zu überzeugen wusste (kein Gedanke), sondern die Brandenburger mental und geistig noch labiler waren als Zossen - ein gefundenes Opfer also. Die sichere 2:0 Satzführung, die wir den Hausherren zugestanden, diente als Katalysator für das, was folgen sollte, denn scheinbar glaubten auch diese, drei Punkte gegen den USV holen zu können. In den folgenden zwei Sätzen zog der USV das Niveau ein wenig an und schon war es um das filigrane Nervenkostüm einiger Akteure geschehen. Jeder Schiedsrichter weiß natürlich, dass ich nur in berechtigten Einzelfällen mal dezent auf eine unglückliche Entscheidung hinweise, während bei den Brandenburgern gefühlt jeder brüllend-eskalierend seinen unqualifizierten Senf dazugeben musste - und das ständig. Wenn das keine Steilvorlage für den USV ist. Die Eskalationsstufen reichten dabei von Schiedsrichter anbrüllen über das Androhen einer Zusammenkunft vor der Tür (der wollte doch nicht unser Bier wegtrinken?) bis hin zu aktiver pedophiler Gewalt (um Missverständnissen vorzubeugen, pedo aus dem lat. wie "Fuß") gegenüber dem armen, unschuldigen Spielgerät. Letzteres führte dann zu einer Angleichung von Karten- und Gesichtsfarbe des Akteurs. Der Scheibenwischer des Trainers blieb hingegen ungeahndet. Dass Brandenburg so natürlich gegen den routinierten und abgeklärten Seriensieger keine Chance mehr hatte, war ja selbstverständlich. Gebrochen und hadernd mussten sie sich der evolutionären Allmacht des Schwarzen Balletts ergeben - denn gemäß Darwin überlebt nicht der Stärkste.
Dass die "alte Garde" in angeschlagenem Zustand noch locker zehn Sätze durchhält und dabei zweimal als Sieger vom Platz geht, Bedarf keiner weiteren Worte. Und vielleicht fragen wir beim nächsten Mal einfach wieder die Gegner, von welchen beiden unserer Spieler sie sich verhauen lassen wollen. In diesem Sinne Prost!