Sonntag, 25. Januar 2015

Black is back


Es ist eine bodenlose Unverschämtheit, dass ausgerechnet den Brandenburgern aufgrund eines äußerst treffenden positionsbezogenen Vergleichs zwischen aktiven Brandenburgligaspielern und Primaten ein Verstoß gegen den Ethikcode zur Last gelegt wird. Erstens gilt die Evolutionstheorie als anerkannte wissenschaftliche Theorie, deren Leugnung im Namen der "Ethik" ein Sakrileg an der aufgeklärten Gesellschaft mit ähnlich tragfähigen Argumenten darstellt, wie sie sächsische Zeitgenossen mit der Parole "Wir sind das Volk" in den braunen Abendhimmel skandieren. Außerdem ist die soziale Intelligenz von Primaten der einiger Menschen weit überlegen, so dass dies mehr als Komplimet zu verstehen ist, wenn man nicht zu diesen "einigen" gehört. Und zweitens ist es allein dem USV Potsdam II vorbehalten gegen den Ethikcode zu verstoßen, wurde er doch speziell für diese Mannschaft geschaffen!
Das Schwarze Septett machte sich am vergangenen Samstag auf den Weg nach Schöneiche, um das einstmals schönste Dorf im Reiche mit seiner Spiel- und Sozialkultur zu erfreuen. Brandenburg gelang es trotz mehrerer Ausfälle immerhin mit acht Mann anzureisen, ein Zustand, der in USV-Kreisen als "Luxus" verpönt ist - ab neun Mann spricht der echte USV'ler gar von "spätrömischer Dekadenz". Im recht eng verlaufenden ersten Satz war das Spiel der Heroen noch mit zahlreichen unmotivierten Eigenfehlern belastet, so dass Brandenburg diesen mit 25:23 für sich entscheiden konnte. In den folgenden drei Sätzen war es die gemeinschaftliche Aufgabe der Angreifer, den nach Serien "unglücklicher Spielaktionen" in seiner emotionalen Abgeklärtheit abdriftenden Zuspieler mit besonnenen Worten und stoischer Ruhe wieder in den schwarzen Partybus zu integrieren - zum Beispiel, als der USV im zweiten Satz eine 19:15 Führung souverän in ein 19:19 umwandeln konnte. Als man bei 24:23 den ersten Satzball kläglich vergab und sich Brandenburg im Anschluss daran selbst einen erarbeitete, wurde es so langsam eng mit den angestrebten drei Punkten. Der 27:25 Sieg, auch wenn er erstmal nur den Satzasgleich bedeutete, war das Fanal und der moralische Bruch im Spiel des Gegners. Der spielerischen Dominanz des USV Paroli zu bieten kostete die Brandenburger zusehends Kräfte und Nerven, so dass der dritte Satz nach einem anfänglichen 14:14 dann doch recht zügig über 19:14 und 23:16 zu Gunsten der "Bestia negra" entschieden wurde. Brandenburg gelang es im vierten Satz noch einmal nach einem 11:15 Rückstand zurück zu kommen, sogar 20:19 in Führung zu gehen, doch in dieser Phase des Spiels war der USV sich seiner Stärke absolut bewusst und agierte entsprechend souverän. Am Ende hieß es nach kräftezehrenden 98 min. 3:1.
Dass Brandenburg im Anschluss 3:2 gegen Schöneiche unterlag war nicht ganz überraschend (entsprach sogar den Prognosen), denn einerseits hatte das erste Spiel viel Kraft gekostet, andererseits kämpfte Schöneiche aufopferungsvoll und war in den entscheidenden Situationen im Kopf frischer.
Im zweiten Spiel zeigten wir uns gegenüber dem Gastgeber wenig generös und demonstrierten mit 25:19, dass wir nicht vor hatten, länger als nötig an diesem erweiterten Trainingsspiel teilzunehmen. Der zweite Satz lief bis zum 7:4 planmäßig, wurde mit dem postwendenden 7:12 Rückstand plötzlich zum Charaktertest. Schöneiche gelang in dieser Phase so ziemlich alles, uns hingegen so absolut gar nichts. Bei 15:19 wurde die Luft langsam dünn, aber bei 19:21 hatten wir unsere Beute wieder im Visier. Mehr Punkte waren Schöneiche in diesem Satz dann auch nicht mehr vergönnt - leider ist der Titel "Triumph des Willens" schon vergeben. Umso beeindruckender war es dann, wie wir den dritten Satz nach 16:11 und 18:13 (selbst 23:21) noch gegen den Baum setzten, um dann den vierten mit 25:11 zu gewinnen.
Ein Schöneicher konstatierte nach diesem Spieltag: "Der USV rollt das Feld von hinten auf". Dass die Heroen aus Golm in der zweiten Saisonhälfte stärker sind als zu Beginn, sollte inzwischen allseits bekannt sein und wer es noch nicht weiß, der wird diese bittere Erfahrung noch machen.

Dienstag, 20. Januar 2015

Nicht mehr als Pflichtsiege

Die alte Spielreihenfolge, wo die Heimmannschaft die beiden ersten Spiele bestritt, hatte gravierende Vorteile, wie den USV Spielern am vergangenen Spieltag eklatant bewusst wurde - man hätte sich das Kellerduell zwischen Waldstadt und Elsterwerda wenigstens schön trinken können (auch wenn man dafür mehr als die obligatorischen fünf Besuche an der Wodkarutsche benötigt hätte). So waren die Heroen gezwungen, dieses Spiel, das einem mittelaterlichen Inquisitionsverhör glich, unter seelischen Schmerzen zu ertragen und ein baldiges Ende herbei zu sehnen. Der souveräne Sieg von Elsterwerda glich einem Exempel, wie es nur ein Einäugiger an einem Blinden statuieren kann. Das Spiel lässt sich mit einem schönen Gleichnis aus meiner Arbeitswelt beschließen: "Es muss doch nicht jeder Abitur machen."
Die sich anschließenden 3:0 Siege des Schwarzen Balletts waren angesichts der begrenzten Möglichkeiten beider Gegner nie gefährdet. Immerhin konnte Elsterwerda dank der brachialen Aufschläge von Möbi das Ergebnis kosmetisch noch etwas aufhüschen, aber ansonsten mussten die Mannen des USV konstatieren, dass es im Training deutlich schwerer sei zu punkten.
Am kommenden Spieltag gilt es den positiven Aufwärtstrend zu bestätigen, um wenigstens im Windschatten der vor uns liegenden Quadriga in das letzte Saisondrittel zu gehen.

Dienstag, 6. Januar 2015

Titel schon nach der Hälfte der Saison

So früh wie noch nie zuvor hat sich der USV Potsdam II den Landesmeistertitel gesichert und damit sämtliche Konkurrenten nach dem berühmten sozialistischen Wahlspruch "überholen ohne einzuholen" düpiert. Gemäß der gorbatschow'schen These "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" haben die gealterten Heroen des Schwarzen Balletts die zu spät auf die Welt gekommenen bestraft und sich am Sonntag souverän den Landesmeistertitel der Ü-35 Senioren gesichert und die Ligakokurrenz, abgesehen von den Methusalems des VC Blau-Weiß Brandenburg handlungsunfähig zurückgelassen. Nur unsere langjährigen Weggefährten aus Brandenburg waren reaktionsschnell genug, sich den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und ebenfalls eine Seniorenmannschaft an den Start zu bringen, sowie qualitativ mit dem eingeschrumpften Kader des USV Potsdam II einigermaßen mithalten zu können.
Mangels geeigneter Geburtenjahrgänge waren zwar nur Tobi, Lucky, Björn und der MfMP in der Lage, die neue Konkurrenzsituation anzunehmen, aber verstärkt durch die USV-Urgesteine Tom Masteit und Ulf Rottig, sowie den einigen Brandenburgturniersiegern bekannten Mirko Schramm, gelang es, eine mit Siegchancen überladene Mannschaft auf's Feld zu schicken. Die Dominanz wurde allein schon dadurch eklatant, dass man es sich geflissentlich erlauben konnte, gleich mit zwei Zuspielern auf dem Feld zu stehen und den Gegner trotzdem nach Belieben zu beherrschen - und bevor die beiden gleich intervenieren und sagen "na gerade deshalb", sei angemerkt, dass der deutlichste Satzerfolg mit 25:10 dann doch mit nur einem Zuspieler gelang. 
Während Buckow, Wildau und Spremberg jeweils recht deutlich mit 2:0-Sätzen abgefrühstückt wurden, ließ man sich gegen Brandenburg sogar zu einem Tiebreak überreden. Hier setzte sich dann die jugendliche Unbekümmertheit - welch eine Ironie bei Seniorenmeisterschaften - gegen die ehrgeizige Verbissenheit des Alters durch, so dass man es sich nach einer 14:12 Führung sogar noch erlauben konnte, Brandenburg im sicheren Glauben an den Sieg sogar noch einen Matchball zuzugestehen - wer kann, der kann.
Mit diesem Erfolg ist das anvisierte Triple erreicht und der Druck von der restliche Mannschaft genommen, die nunmehr frei aufspielen kann. In kritischen Situationen müssen eben die alten und arrivierten Spieler Führungsstärke zeigen und die jungen mitziehen, was sie hiermit getan haben. Dieser Sieg gehört allen schwarzen Balletttänzern.