Das Spitzenspiel zwischen Brandenburg und Fürstenwalde war
durchaus „interessant“, nicht zu verwechseln mit „spielerisch hochklassig“, und
schien nach einer knappen Stunde klar zu Gunsten von Fürstenwalde auszugehen:
25:11 im ersten, 25:16 im zweiten und einer komfortable 22:18 Führung im
dritten Satz. Doch Brandenburg ist eben jenes ominöse kotzende Pferd vor der
Apotheke, so dass Fürstenwalde am Ende nichts weiter übrigblieb, als sich
diesen durch die Speiseröhre seinen Weg ins freie suchenden, halbverdauten
Mageninhalt von den Schuhen zu wischen.
Dass Fürstenwalde im zweiten Spiel des Tages gegen den VFH
Potsdam von vornherein hoffnungslos unterlegen war, dürfte kaum überraschen und
war von vornherein abzusehen. Andere mögen uns diese zugegeben wenig
diplomatische und möglicherweise despektierlich klingende, wenn auch sehr
realistische Charakterisierung als „Arroganz“ auslegen, aber die Brandenburgliga
ist kein Ponyhof, sondern, wenn man gegen den VFH Potsdam spielt, ein
Schlachthof.
Fürstenwalde war zu keiner Zeit des Spiels in der Lage, den
Anspruch auf einen Satzgewinn spielerischen auch nur im Entferntesten zu
untermauern. Bereits im ersten Satz hatte Björn so viele Blocks geholt, dass
der Begriff der „Luftraumsicherheit“ neu definiert werden muss, und wenn sich
doch mal ein Ball verirrte, bombte ihn Rosi mit vernichtender Präzision ins
gegnerische Feld. Diese Dominanz ist insofern überraschend gewesen, als dass
uns zwei etablierte Außenangreifer fehlten. Während Marcis Fehlen einkalkuliert
war, überraschte uns Andreas‘ Absage etwas – dass man unbedingt nach Zehdenick
fahren will, kann ich absolut nachvollziehen, aber dass die Mama 50 wird,
sollte nicht so überraschend kommen. So durfte Thomas seinen Einstand bei uns
geben – übrigens, der Künstlername „Wichser“ beruht nicht auf Freudenszenen
unter der Dusche, sondern ist mehr der situativen Angriffslösung, resultierend
aus seiner limitierten Abschlaghöhe geschuldet. Nach 57 Minuten hatten wir
Fürstenwalde, das letztlich auch die Aussichtslosigkeit seines Widerstandes
einsah, hingerichtet, respektive der rituellen Menschenopferung in den heiligen
Hallen zu Golm unterzogen.
Nachdem wir die Eingeweidereste von Fürstenwalde entsorgt
und auch die letzten hartnäckigen Blutflecken vom Laminat getilgt hatten, ging
es nun daran, selbiges mit unseren Freunden aus Brandenburg zu tun. Die Spiele
gegen die Blau Weißen aus Brandenburg sind etwas Besonderes, weil es im
Unterschied zu allen, die sich so nennen, wirkliche „Sportfreunde“ sind (das
soll keine Beleidigung für euch sein, Sven, Guido und Alex). Auf dem Weg zur
Weltherrschaft muss man ab und an auch mal Freunde aus dem Weg räumen, also
sahen wir es als Freundschaftsdienst an, es so brutal und seelisch grausam wie
möglich zu machen. Dies gelang uns im ersten Satz sehr eindrucksvoll, den wir
23:25 abgaben und Brandenburg kurz darüber nachdachte, ob sie doch etwas gegen
uns holen können. Mit 25:13 rissen wir sie dann im zweiten Satz aus allen
Illusionen. Vor allem Rosi zeigte im Angriff und in der Annahme sehr eindrucksvoll,
warum er momentan gesetzt ist. Das perverse Spiel begann im dritten Satz
erneut: mit 22:19 ließen wir Brandenburg sich absetzen, um sie letztlich mit
25:23 abzuziehen – ausgerechnet ein Netzroller von Nowi vor die Füße des
gehbehinderten Liberos Lonau besorgte den entscheidenden Punkt. Kann es noch
mehr Demütigung geben? Der vierte Satz war dann wieder eine Machtdemonstration,
die über 11:7 und 17:8 zu einem
souveränen 25:15 führte, und unter frenetischen Jubel der zahlreich angereisten
Bewunderer der ästhetischen Spielkunst des VFH Potsdams ein würdiges Ende fand.
Übrigens, die Schiedsrichterleistung war durchaus zufriedenstellend, auftretenden
Differenzen wurden vom Unparteiischen durch gute Interaktion mit den
Mannschaften sehr souverän gelöst, und auch in hektischen Phasen hinterließ er stets
einen sicheren Eindruck.
Der VFH Potsdam ist nunmehr die einzige ungeschlagene
Mannschaft der Brandenburglia, so dass es von nun an heißt: „Das Spitzenspiel
der Brandenburgliga findet donnerstags bei uns im Training statt.“, oder, wie
es früher einmal hieß: „Arroganz hat einen Namen …“.