"Endlich mal wieder eine Mannschaft, die sich nicht unter Kontrolle
hat", dachte sich das Seniorenensemble aus Golm, und spielte
entsprechend die ganz große Provokationsklaviatur, von "fein subtil",
über "penetrant" bis hin zu - natürlich: "arrogant". Aber mal ehrlich,
ein sauberes Zuspiel und grazil anmutende, formvollendete Technik, wie
sie der USV praktiziert, sollten in der Brandenburgliga doch nicht
zuviel verlangt sein. Aber der Reihe nach.
Das ausgedünnte und
leicht angegreiste Starensemble gastierte am Sonntag in Brandenburg,
genauergesagt in einem "strukturschwachen" Randbezirk dieser glänzenden
Metropole. Vor zehn Jahren hätten wir noch gelost, welche zwei Spieler
den Gegner vermöbeln, während sich die anderen schon mal ein Bier
aufmachen, aber da man während des Spiels kein Bier mehr trinken darf...
im Gegensatz zu anderen Mannschaften an diesem Tage haben wir uns daran
gehalten.
Nachdem wir Zossen im ersten Satz entspannt zerlegt
hatten, kam uns in den folgenden zwei Sätzen irgendwie der Spielfluss
abhanden. Der produzierte Ausschuss hätte eine eigene Sondermülldeponie
verdient gehabt. Entsprechend mühevoll mussten wir versuchen, wieder ein
halbwegs passables Niveau zu finden, um Zossen noch in den Tiebreak zu
zwingen. Mit einem fulminanten Kraftakt raubten wir Zossen noch mit
27:25 die schon sicher geglaubten drei Punkte. Dabei zeigte der Gegner
in dieser Phase des Spiels eine gewisse mentale Anfälligkeit für auf
ihrer Seite zurecht geahndete technische Unzulänglichkeiten. Danach
brach Zossen quasi komplett zusammen, so dass der USV, der plötzlich die
Blockarbeit für sich entdeckte, schon zum Seitenwechsel mit 8:2 in
Front lag. Am Ende stand ein demütigendes 15:4.
Deutlich amüsanter
wurde dann das Spiel gegen Empör Brandenburg, nicht weil der USV
plötzlich spielerisch zu überzeugen wusste (kein Gedanke), sondern die
Brandenburger mental und geistig noch labiler waren als Zossen - ein
gefundenes Opfer also. Die sichere 2:0 Satzführung, die wir den
Hausherren zugestanden, diente als Katalysator für das, was folgen
sollte, denn scheinbar glaubten auch diese, drei Punkte gegen den USV
holen zu können. In den folgenden zwei Sätzen zog der USV das Niveau ein
wenig an und schon war es um das filigrane Nervenkostüm einiger Akteure
geschehen. Jeder Schiedsrichter weiß natürlich, dass ich nur in
berechtigten Einzelfällen mal dezent auf eine unglückliche Entscheidung
hinweise, während bei den Brandenburgern gefühlt jeder
brüllend-eskalierend seinen unqualifizierten Senf dazugeben musste - und
das ständig. Wenn das keine Steilvorlage für den USV ist. Die
Eskalationsstufen reichten dabei von Schiedsrichter anbrüllen über das
Androhen einer Zusammenkunft vor der Tür (der wollte doch nicht unser
Bier wegtrinken?) bis hin zu aktiver pedophiler Gewalt (um
Missverständnissen vorzubeugen, pedo aus dem lat. wie "Fuß") gegenüber
dem armen, unschuldigen Spielgerät. Letzteres führte dann zu einer
Angleichung von Karten- und Gesichtsfarbe des Akteurs. Der
Scheibenwischer des Trainers blieb hingegen ungeahndet. Dass Brandenburg
so natürlich gegen den routinierten und abgeklärten Seriensieger keine
Chance mehr hatte, war ja selbstverständlich. Gebrochen und hadernd
mussten sie sich der evolutionären Allmacht des Schwarzen Balletts
ergeben - denn gemäß Darwin überlebt nicht der Stärkste.
Dass die
"alte Garde" in angeschlagenem Zustand noch locker zehn Sätze durchhält
und dabei zweimal als Sieger vom Platz geht, Bedarf keiner weiteren
Worte. Und vielleicht fragen wir beim nächsten Mal einfach wieder die
Gegner, von welchen beiden unserer Spieler sie sich verhauen lassen
wollen. In diesem Sinne Prost!
Montag, 25. April 2022
Zu Gast bei Empör
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