Mittwoch, 22. Januar 2020

Ein Bruch im Spiel muss kein Beinbruch sein

Wriezen war mit dem letzten Aufgebot nach Cottbus gereist – graumelierte Eminenzen, deren athletischer Kulminationspunkt in Zeiten war, als Wriezen noch im Westen Deutschlands lag, und eilig aus der Grundschule eingezogenes Füllmaterial, das die Brandenburgliga nur aus den Erzählungen von Opa kannte, wenn er wieder Ernst Jünger rezitierte. Der Wriezener „Volkssturm“ war ob seiner begrenzten Möglichkeiten scheinbar so sehr von der usv’schen Unfähigkeit, eine halbwegs volleyballähnliche Choreographie anzubieten überrascht, dass sie die im Dutzend auf dem Feld herumliegenden Chancen zu einem Satzgewinn partout verweigerten – das nennt man wohl wahre Demut. Dass es dem USV Potsdam II gelang, ein Spiel ohne nennenswerte Annahme, einem fluktuierenden und stark mäandrierenden Zuspiel und quasi nur rudimentär vorhandenen Angriff nicht zu verlieren (von gewinnen kann man kaum sprechen), zählt zu den großen Mysterien, die die härteste Liga der Welt so unberechenbar machen. Hannes, der sich nach den letzten Spielberichten animiert fühlte, eine Leistung zu erbringen, die einer individuellen Erwähnung in der Weltliteratur des MfMP würdig sei, zeigte vollen Einsatz. Im heldenhaften Kampf für Ehre und Ruhm des USV wurde er hinterrücks von einer Bank angefallen, die ihn schwer verletzte - anders als Adam wird er in der Konsequenz des Rippenverlusts aber nicht aus dem Paradies USV II vertrieben. Vielen Dank nochmal an Norman vom HSV, der den mit dem Tode ringenden Helden in das Feldlazarett transportierte – für seinen heroischen Einsatz verleihen wir ihm die Anwartschaft auf Mitgliedschaft in der erotischsten Mannschaft der Welt ehrenhalber.
Das zweite Spiel gegen den HSV, der zuvor mit den Wriezenern kurzen Prozess gemacht hatte, verlangte den Heroen aus Golm eine deutliche Leistungssteigerung ab. Doch da der USV die blaue Pille schon genetisch in sich trägt und damit über ein außergewöhnliches Leistungs- und Stehvermögen verfügt, gab es diesbezüglich berechtigte Hoffnungen.
Nach anfänglichen Ungenauigkeiten konnten sich die Heroen aus Golm im Spiel gegen Cottbus sukzessive steigern und passten ihre Taktik dem Elan der Lausitzer an – den Gegner mit starken Blocks und souverän antizipiertem Abwehrverhalten zur Verzweiflung bringen. Tatsächlich biss sich der Gastgeber nach dem anfänglichen Satzgewinn zunehmend die Zähne an dieser taktischen Glanzleistung des designierten Landesmeisters aus und wirkte zusehends hilflos ob des cleveren Spiels der Seniorentruppe aus der Landeshauptstadt. Nur vereinzelt gelang es den Cottbusern mit starken Aufschlägen noch einmal so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen, aber dem abgeklärten Spiel des Schwarzen Balletts waren sie letztendlich nicht gewachsen. Objektiv betrachtet – und wer könnte dafür besser geeignet sein als wir – hätte Cottbus mit dieser Leistung jede Mannschaft der Liga 3:0 vom Feld gefegt – aber der USV Potsdam II ist nun mal nicht irgendeine Mannschaft und so obsiegten die Göttlichen am Ende überlegen mit 3:1.

Autor: MfMP

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