Sonntag, 28. Oktober 2012

Lange Leine, kurze Leine

Die spielökonomische Strategie dieses Samstages war auf eine trainingskohärente Konzeption ausgelegt, um nicht durch eine unproportional hohe Mannschaftsstärke in Relation zur Trainingsbeteiligung aus dem Konzept gebracht zu werden. Wir waren zu der Überzeugung gelangt, dass gegen Elsterwerda und Gransee-Lindow II ein quantitativ reuziertes Aufgebot vollends ausreichen würde, so dass den anderen Spielern eine regenerative Pause gegönnt werden könnte. 
Elsterwerda, das beim Stand von 2:11 bereits die zweite Auszeit nahm, musste erkennen, dass sie selbst einem VFH ohne etablierte Diagonale und ohne Libero nicht gewachsen waren, und im ersten Satz vom Potsdamer Panzerbataillon völlig überrollt wurden. Vor allem in der Feldverteidigung zeigte der Tabellenführer eine für seine Verhältnisse äußerst ansprechende Leistung, und brachte die Gäste aus dem Südbrandenburgischen zur Verzweiflung, die das Fehlen ihres Melkmaschinen in Kirgistan montierenden Hauptangreifers nicht kompensieren konnten. Auch den zweiten Satz hatten die "Glorreichen Sieben" aus Potsdam stets unter Kontrolle und konterten einen zwischenzeitlichen 15:17 Rückstand souverän. Mit der stoischen Routine eines Titelaspiranten ließen die Potsdamer auch im dritten Satz nichts anbrennen, ließen den Gegner nach komfortablen Vorsprung nochmal auf 21:20 herankommen, um ihn dann eiskalt abzuziehen. Ein souveräner und angesichts der geringen Quantität ökonomisch wertvoller 3:0 Sieg.
Das Spiel gegen Gransee-Lindow II war dagegen etwas kraftraubender, was nicht zuletzt am sprunghaften Anstieg der leichten Fehler auf Seiten der Potsdamer lag. Als sich der Gastgeber im ersten Satz auf 22:18 absetzte, sah sich der MfMP dazu genötigt, mit einer Aufschlagsserie den lindower Jugendspielern zu zeigen, dass man Spiele in der Annahme gewinnt - oder eben verliert. Der zweite Satz verdient das Prädikat "grausam", womit eigentlich alles gesagt ist, auch, dass wir den Satzausgleich hinnehmen mussten. Die Zeichen der Zeit erkennend, erhöhte der VFH nun wieder die Schlagzahl und demontierte die nun sichtlich überforderten Gegenspieler mit 25:15. Die 16:10 Führung für Gransee im vierten Satz konterte der Tabellenführer mit einer erneuten Lehrstunde des Pädagogen, der mit langanhaltendem Vortrag "Über die Bedeutung der Annahme für den Spielaufbau" eine 18:16 Führung für Potsdam konstatierte - manchmal braucht man nur die richtige Motivation. Obwohl das Spiel nicht unbedingt das Prädikat spielerisch wertvoll verdient, hat die Mannschaft doch Charakter bewiesen. 
Noch ein kleiner Denkanstoß für die Konstrukteure von behindertengerechten Toiletten: Eine Schiebetür lässt sich mit einem horizontal verschiebbaren Riegel nicht wirklich verriegeln ... nur mal so.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Sunday, bloody Sunday

Obwohl Björn in seinem grenzenlosen Egoismus die geplante Opferzeremonie auf sich ausgerichtet hatte - dass die ehemaligen westelbischen Klassenfeinde auch immer so egozentrisch sein müssen - und meinte, dem Spiel mit einem kühlen hopfenbasierten Erfrischungsgetränk einem Pascha gleich von jenseits des Spielfeldes beiwohnen zu müssen, konnten wir das versprochene Menschenopfer dann doch noch planmäßig vollziehen. Ging der erste Satz noch aufgrund von stumpfem Arbeitsgerät - wer schonmal mit einem stumpfen Messer versucht hat, eine Schächtung zu vollziehen, weiß, wovon ich rede - noch mit 25:23 an die Gäste aus Hennigsdorf, glichen die folgenden drei einem spielerischen Massaker. Die Priester aus dem heiligen Tempelbezirk zu Golm zerlegten die Hennigsdorfer nach allen Regeln der Kunst und sezierten sie förmlich mit ihren druckvollen Aufschlägen und ihrem überragenden Blockspiel. Satzendstände von 25:15, 25:13 und 25:10 wirken fast verharmlosend angesichts der drückenden Überlegenheit in allen Spielelementen. 
Dass Waldstadt anfangs gar nicht gewillt war, sich spielerisch am Spitzenspiel des Tages zu beteiligen und das Spielelement Annahme für überbewertet hielt, überraschte uns ein wenig. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, die Zielstellung "zweistellig werden" würde sie schon vor unlösbare Probleme stellen. Dass es doch noch zehn Punkte wurden lag wohl nur daran, dass Mustafa nach seinen zehn Aufschlägen in Folge nicht ausgerechnet den Satzball verschlagen wollte. Dass wir im zweiten Satz nach anfänglicher Führung dazu übergingen, den Gegner durch leichte Fehler aufzubauen lässt sich nur dadurch erklären, dass uns das Spiel bis dahin deutlich zu einseitig und unter unserem Niveau war. Neugierig ob der scheinbar überforderten präevolutionären Spezies im Unterholz, kamen wir von unseren Bäumen herab und betrachteten staunend, was einmal, wenn es die nächsten Evolutionshürden erfolgreich meistert, ein Volleyballer werden könnte. Da wir uns in der Strauchschicht als Baumbewohner nicht so auskennen, konnte Waldtadt nun seinen Standortvorteil ausnutzen - mit jeweils 20:25 gingen die folgenden Sätze an den Gastgeber. Trotz aller Sympathie hielten wir es dann doch für angemessen, noch einmal deutlich zu machen, wo die spielerische Dominanz beheimatet ist, und ein unmissverständliches 25:18 nachzulegen. Der Tiebreak, der bis zum 7:7 ausgeglichen war und dann durch eine "unglückliche" Fehlentscheidung einen nicht unerheblichen Eingriff von außen erfuhr, wurde am Ende erneut von unserer Fazination für die Bewohner der Strauchschicht geprägt, so dass wir über all das vergaßen, den Satz vernünftig zu Ende zu spielen. Unser Ziel, die Tabellenführung zu behaupten, hatten wir erreicht, und unter diesen Voraussetzungen kann man auch mal großzügig sein. Apropos: In unserer großzügigen Art werden wir die Schiedsrichterleistung diesmal nicht kommentieren, zumal ein einfaches Kopfschütteln genügt.

Freitag, 19. Oktober 2012

Opferkult zum Totensonntag

Am Sonntag ab 11:00 Uhr in der Halle "Zum Jagenstein" in Potsdam gilt es, die hart erkämpfte Spitzenposition gegen die zwei stark gestarteten Aufsteiger Motor Hennigsdorf und VC Potsdam Waldstadt II zu verteidigen, respektive ihnen die Grenzen aufzuzeigen und deutlich zu machen, wo sich das Leistungsnevieau der Brandenburgliga bewegt. Das Sakrileg, am heiligen Sonntag spielen zu müssen, verlangt von der streng religösen Glaubensgemeinschaft aus Golm, größte Entbehrungen und Enthaltsamkeit bei den samstäglichen Trankopfern, weshalb die Götter am Sonntag ein besonders blutiges Menschenopfer fordern, was die Gottgleichen in ihrer vollendeten Devotion bereit sind zu vollziehen, wobei es der Ritus verlangt, dass die auf dem Schlachtfeld gefangenen Gegner in einem den Göttern gefälligen Akt geschächtet werden, und das Blut dabei in den zuvor entfernten Schädeldecken aufgefangen und zur rituellen Säuberung nach dem Spiel über die Köpfe der Heiligen Krieger aus dem Tempelbezirk zu Golm geschüttet wird. Dieses Konglomerat aus maya'schen und aztekischen Opferritualen verdeutlicht die Omnipräsenz und den göttlichen Allmachtsanspruch, sowie die religiöse Toleranz dieser einzigartigen Glaubensgemeinschaft.