Donnerstag, 25. Oktober 2012

Sunday, bloody Sunday

Obwohl Björn in seinem grenzenlosen Egoismus die geplante Opferzeremonie auf sich ausgerichtet hatte - dass die ehemaligen westelbischen Klassenfeinde auch immer so egozentrisch sein müssen - und meinte, dem Spiel mit einem kühlen hopfenbasierten Erfrischungsgetränk einem Pascha gleich von jenseits des Spielfeldes beiwohnen zu müssen, konnten wir das versprochene Menschenopfer dann doch noch planmäßig vollziehen. Ging der erste Satz noch aufgrund von stumpfem Arbeitsgerät - wer schonmal mit einem stumpfen Messer versucht hat, eine Schächtung zu vollziehen, weiß, wovon ich rede - noch mit 25:23 an die Gäste aus Hennigsdorf, glichen die folgenden drei einem spielerischen Massaker. Die Priester aus dem heiligen Tempelbezirk zu Golm zerlegten die Hennigsdorfer nach allen Regeln der Kunst und sezierten sie förmlich mit ihren druckvollen Aufschlägen und ihrem überragenden Blockspiel. Satzendstände von 25:15, 25:13 und 25:10 wirken fast verharmlosend angesichts der drückenden Überlegenheit in allen Spielelementen. 
Dass Waldstadt anfangs gar nicht gewillt war, sich spielerisch am Spitzenspiel des Tages zu beteiligen und das Spielelement Annahme für überbewertet hielt, überraschte uns ein wenig. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, die Zielstellung "zweistellig werden" würde sie schon vor unlösbare Probleme stellen. Dass es doch noch zehn Punkte wurden lag wohl nur daran, dass Mustafa nach seinen zehn Aufschlägen in Folge nicht ausgerechnet den Satzball verschlagen wollte. Dass wir im zweiten Satz nach anfänglicher Führung dazu übergingen, den Gegner durch leichte Fehler aufzubauen lässt sich nur dadurch erklären, dass uns das Spiel bis dahin deutlich zu einseitig und unter unserem Niveau war. Neugierig ob der scheinbar überforderten präevolutionären Spezies im Unterholz, kamen wir von unseren Bäumen herab und betrachteten staunend, was einmal, wenn es die nächsten Evolutionshürden erfolgreich meistert, ein Volleyballer werden könnte. Da wir uns in der Strauchschicht als Baumbewohner nicht so auskennen, konnte Waldtadt nun seinen Standortvorteil ausnutzen - mit jeweils 20:25 gingen die folgenden Sätze an den Gastgeber. Trotz aller Sympathie hielten wir es dann doch für angemessen, noch einmal deutlich zu machen, wo die spielerische Dominanz beheimatet ist, und ein unmissverständliches 25:18 nachzulegen. Der Tiebreak, der bis zum 7:7 ausgeglichen war und dann durch eine "unglückliche" Fehlentscheidung einen nicht unerheblichen Eingriff von außen erfuhr, wurde am Ende erneut von unserer Fazination für die Bewohner der Strauchschicht geprägt, so dass wir über all das vergaßen, den Satz vernünftig zu Ende zu spielen. Unser Ziel, die Tabellenführung zu behaupten, hatten wir erreicht, und unter diesen Voraussetzungen kann man auch mal großzügig sein. Apropos: In unserer großzügigen Art werden wir die Schiedsrichterleistung diesmal nicht kommentieren, zumal ein einfaches Kopfschütteln genügt.

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