Donnerstag, 17. Dezember 2015

"Halt die Fresse da hinten!"

Eigentlich müsste man als "Werderaner" doch wissen, dass man den USV Potsdam nicht provozieren sollte - schon gar nicht, wenn man nur über ein humoristisches Fachabitur verfügt und gerade böse vermöbelt worden ist. Einige mögen behaupten, dies (das Zitat aus der Überschrift) sei kein Verhalten, das "respektvoll und höflich gegenüber ... Zuschauern" (Ethikcode, 9) anmutet, aber gegenüber Regionalligaflüchtlingen, die mit der kulturellen Integration in der Brandenburgliga noch Probleme haben, sind wir natürlich tolerant - auch wenn sie nur auf der Durchreise nach unten sind. Dabei wollten die Heroen aus Golm den scheinbar verwirrten Blütenstädtern, die ständig fragten "Wer da?" lediglich freundlich mitteilen, dass "niemand" gekommen war - so ein Kellerduell lockt selbst in Eisenhüttenstdt keinen Hund hinter dem Ofen vor.
Schon kurz vor acht Uhr morgens nahmen wir einen ersten großen Zug ... den nach Frankfurt Oder. Motiviert durch die Samstagsausgabe eines starkbebilderten Boulevardmagazins (siehe unten) tangentierten uns die yogarithmischen Funktionen schon in diesem frühen Stadium der Reise recht stark. In jeder Situation Herr unserer Entgleisungen konnten wir lange Zeit nicht nur unsere Moral aufrecht erhalten. 
In Eisenhüttenstadt angekommen, machte sich bei einigen Spielern ihre Pollenallergie ob der - so wie von Helmut Kohl einst versprochen - blühenden Landschaften bemerkbar. Die Erkenntnis, diesen Ort möglichst zeitnah wieder verlassen zu wollen, beflügelte uns dann auch im ersten Spiel. Werder, das quasi ein tabellarisches Heimspiel hatte - ich meine, wer seit über einem Jahr in den verschiedenen Tabellenkellern umherirrt - war, um es diplomatisch auszudrücken, stets bemüht. Das 25:15 zeigte deutlich, dass das Schwarze Ballett bereits während des ersten Satzes nicht mehr konsequent an der Demontage des Gegners arbeitete und sehr nachlässig mit seinen Möglichkeiten umging. Möglicherweise lag es auch daran, dass der Gegner auf der Diagonalposition von vornherein etwas getauscht hatte und uns somit der Kulminationspunkt fehlte - ein durchaus cleverer Schachzug. Die Beschwichtigungsstrategie schien dann im zweiten Satz auch Früchte zu tragen, als sich Werder widererwartend (für so ziemlich jeden in der Halle) den zweiten Satz sicherte. Dies sollte aber der einzige Fehltritt der Balletttänzer bleiben. 
Im zweiten Spiel gegen Eisenhüttenstadt setzten wir mehr auf Masse - Tom und Pawel betraten das Feld. Objektive Beobachter bescheinigten dem USV-Spiel aber nur einen geringfügigen Verlust an Dynamik - ich hab gesagt "objektiv", nicht "fachkundig". Das auf vier Positionen völlig neu besetzte Schwarze Ballett (das ist mal ein dekadenter Kader) ließ dem Gegner trotz offensichtlicher Blockverweigerung kaum eine realistische Chance, zumal Hütte glaubte, unsere spielerfahrenen Mittvierziger mit schon an Senilität grenzendem Spieleraterial bezwingen zu können. So nutzten wir das Spiel zum behutsamen Formaufbau unserer verletzungsbedingt im athletischen Bereich noch Reserven habenden Spieler, die sich sich gleich mit mehreren Erfolgserlebnissen Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben holten - wehe, wenn Pawel einmal ins Rollen kommt.
Der Höhepunkt des Spieltages war zweifellos die Rückreise, die zur mannschaftsinternen Weihnachtsfeier deklariert wurde und zur Unterhaltung aller in unserem Waggon sitzenden Mitreisenden wurde. Das Quartier nahe der Toilette aufgeschlagen, spielten wir eine durch Hopfengetränke verstärkt angeregter Blasentätigkeit erschwerte, träge Form des Klassikers "Reise nach Jerusalem". Unter dem Credo "Wenn jemand fragt, wir sind aus Werder." bemühten wir uns redlich, die verschiedenen Fahrgäste an unserer Festivität teilhaben zu lassen, so dass wir uns getrost an die schon legendären Worte Sven Schlegels erinnern mussten: "Ihr repräsentiert die Brandenburgliga!" - aber ich glaube, damals war der Kontext etwas anders. In diesem Sinne, frohe Weihnachten.
Unser "Tannenbaum" für alle USV-Fans.

Freitag, 11. Dezember 2015

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo

Die Spieler des USV Potsdam II werden sich am Samstag ihrer Verantwortung als mündige Bürger stellen und sich selbst ein Bild von den Zuständen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt machen, um nicht immer der "Lügemnpresse" trauen zu müssen - objektive Berichterstattung gibt es eben nur bei den Heroen aus Golm. Das Expertenteam aus Rechnungsprüfern, bildungspolitischen Sachverständigen, Polizei und einem Bademeister (er heißt nicht "Paule") soll dabei wesentliche Fragen klären ("Was ist grün und stinkt nach Fisch?") und ein breites kulturelles Angebot unterbreiten (die Weihnachtsgschichte als Sockentheater).

Dienstag, 1. Dezember 2015

"Um 25 Punkte selbst zu machen, brauchen die ne Stunde"

... war die treffende Einschätzung unseres taktischen Analysten, der trotz unseres temporär hartnäckigen Versuchs, uns dem gegnerischen Spiel anzunähern - als wir auf Grundwasser stießen, brachen wir ab - diesmal auf die "masteitsche Umzingelung" verzichtete. Vermutlich könnte die Einschätzung "die meisten Punkte für den Gegner haben wir selbst gemacht" in dem Spielbericht jeder der beteiligten Mannschaften auftauchen, allerdings waren wir darin wohl mit Abstand die Schlechtesten. Cottbus schien an diesem präadventinen Samstag dafür prädestiniert zu sein, aufgrund unsere Präferenz für durch Präzision hervorgerufene Präejakulation feuchte Augen zu bekommen - oder anders gesagt, die Schönheit unseres Spiels rührte selbst den Gegner zu Tränen.
Auch diesmal glänzten wir mit quantitativer Qualität, und während wir noch in unserem Reservoir der unbegrenten Möglichkeiten kramten, hatten sich die Energischen aus der Lausitz schon den ersten Satz unrechtmäßig angeeignet. "Unrechtmäßig" ist insofern rechtmäßig, als dass Cottbus zwar auch mit Quantität glänzen konnte, aber ... frei nach Leonidas müsste es wohl heißen: "Ich habe hier mehr Volleyballer als du, mein Freund". Dass Regionalligaabsteiger mitunter Probleme haben sich zu motivieren, kann ich noch nachvollziehen, aber die unvermeidliche verbale Demütigung nach einer Niederlage gegen den USV Potsdam II - diese weichgespülte Regionalligaberichterstattung ist ja unerträglich - sollte doch wohl Ansporn genug sein. Aber mit eben jener Stupidität hämmerten die anderthalb Cottbuser Angreifer einen Ball nach dem anderen erst in unseren Block, und danach, vermutlich aus purer Panik davor, in die Pampa. Um das Spiel auch für die vielen Zuschauer halbwegs spannend zu halten, probten die Laiendarsteller im Annahmeriegel ab und an ihr Krippenspiel für die Weihnachtsfeier - "Balthasar" Bauske und "Kaspar" Krakow waren ob des vielen Weihrauchs ganz vermyrrht. "So ging der Annahmekönig "Herodes" Heuck zu dem einen heiligen König "Melchior" Masteit, der da nicht war aus dem Hause von König "David" Drommel, und drohte zu schicken den Statthalter "Pontius Pilatus" Pawelke ..." und schon lief der Laden wieder. Während die Hero(d)en aus Golm ein wahres Glanzstück auf die Bühne zauberten, glich die Darbietung der Cottbuser eher einem Trauerspiel und der "Konkursverwalter" am Spielfeldrand ahnte wohl schon, dass wohl weder die spielerische, noch die verbale Klatsche zu verhindern waren.
Brandenburg war mit fast voller Kapelle angetreten - quasi sechs plus eins plus Guido, was nach allgemein anerkannten Maßstäben luxeriös ist - und wild entschlossen, den Konkurrenten um den Klassenerhalt auf Distanz zu halten. Doch schon im ersten Satz wurden den frenetisch angefeuerten Gastgebern ziemlich schnell die dritten Zähne gezogen. Nachdem die Brandenburger fesgestellt hatten, dass noch doller in den Block zu hauen das Angriffsproblem auch nicht löst, begannen sie, die Agilität unserer Feldabwehr auf die Probe zu stellen. Nach einer 13:6 Führung schienen die euphorisierten Massen auf der Tribüne gar an eine Wende zu glauben - bei 16:16 war das Kapitel "Hoffnung" aber schon wieder beendet. Brandenburg, das vermutlich Angst hatte, geschlagen zu werden, schlug sich in vorauseilendem Gehorsam deshalb lieber selbst, so dass sich die Investitionen in diesen 3:0 Sieg zwar in Grenzen hielten, aber deshalb nicht minder fröhlich begangen wurden.