Montag, 30. Dezember 2013

Die "bestia negra" wurde geweckt

Dass der USV Potsdam II zur Jahreswende noch einmal ganz oben in der Tabelle stehen würde, hatte eigentlich niemand erwartet, schien er sich doch als "saturierte Großmacht" - wissend um seine Stärke und genügsam, sie ab und an in eindrucksvoller Manier zu demonstrieren - nur mäßig motivierte Ambitionen zur erneuten Landesmeisterschaft zu haben. Doch nun scheint die schlafende Bestie erneut geweckt. Ihr Blutdurst, unersättlich wie einst, wird nun zur Obsession und wie in wilder Raserei wird sie sich nun an jenen laben, die es versäumten, rechtzeitig klare Tatsachen zu schaffen. Eine angeschlagene Beute, vermeintlich schon enteilt, weckt nun erneut die tierischen Ursinstinkte der schwarzen Bestie, die sich nun auf die Jagd nach ihrem Opfer begibt - und niemand sollte sich zwischen die rasende Kreatur der golmer Finsternis und ihrer Beute stellen.

Nachdem die sachliche Einschätzung der Kräfteverhältnisse zwischen dem USV Potsdam II und den Mannschaften aus Brandenburg und Elsterwerda noch mit diffamierenden, scheinbar realtitätsfernen Äußerungen bedacht wurde, zeigte der Verlauf der Spiele indes, dass der usv'sche Realismus - eine überaus beliebte, dem mittelalterlichen Minnesang sehr ähnliche (hat sie doch viel mit Eigenliebe zu tun), literarische Kunstform - dass der Begriff "Realismus" äußerst treffend ist. Dabei bot das Spiel gegen Brandenburg sogar temporäre verbale Freundschaftsbekundungen, die dem ansonsten eher eintönigen Gemetzel ein wenig Würze verliehen. Die Einschätzung, wir würden uns "wie im Kindergarten" benehmen, fanden wir aber etwas übertrieben - wir spielen ja schließlich nicht Schach.
Der letzte Spieltag dieses Kalenderjahres führte uns nach Fürstenwalde. Die Heimmannschaft hatte sich unser Credo schon zu eigen gemacht: "der sympathische Sportverein", prangte als Schild über dem Eingang zur Sporthalle. Dass wir den ersten Satz gegen Waldstadt trotz strotzender Überlegenheit am Ende doch noch versiebten, zeigte einmal mehr, dass der Mangel an sportlichen Zielen und Herausforderngen die Motivation der Mannschaft stark beeinträchtigt. Dass man sich aber nicht dauerhaft dem waldstädter Niveau anpassen konnte - so tief runter beugen können wir uns aufgrund unseres Alters dann doch nicht mehr, wir haben doch Rücken - war dann fast abzusehen: mit 25:17, 25:12 und 25:18 spielte der Favorit die nächsten drei Sätze locker herunter.
Dass Fürstenwalde ein anderes Kaliber werden würde, war uns vorher schon klar. Nach etwas abwarten, was der Gegner so bieten würde und der sachlichen Analyse, dass wir eine taktische Änderung vornehmen mussten, begannen wir dann, Fürstenwalde zu zeigen, dass wir unser Alter und unsere Gebrechlichkeit durchaus kompensieren können. Nach der Niederlage im Analysesatz, gingen wir logischerweise 2:1 nach Sätzen in Führung. Um den Gastgeber im vierten Satz gleich zu Anfang alle Illusionen zu nehmen, machten wir leider zu viele Eigenfehler und brachten so Fürstenwalde zurück ins Spiel. Im Tiereak fehlte dann etwas die Kraft um die auf der Euphoriewelle schwimmenden Fürstenwalder zum Kentern zu bringen. Am Ende stand ein spannendes Spiel und zumindest ein Punkt.
Da Werder in den letzten vier Spielen des Jahres drei Niederlagen kassierte, ist nun jener Fall eingetreten, der im ersten Absatz metaphorisch beschrieben wurde. Die Jagd ist eröffnet.

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