Wriezen war mit dem letzten Aufgebot nach Cottbus gereist – graumelierte
Eminenzen, deren athletischer Kulminationspunkt in Zeiten war, als
Wriezen noch im Westen Deutschlands lag, und eilig aus der Grundschule
eingezogenes Füllmaterial, das die Brandenburgliga nur aus den
Erzählungen von Opa kannte, wenn er wieder Ernst Jünger rezitierte. Der
Wriezener „Volkssturm“ war ob seiner begrenzten Möglichkeiten scheinbar
so sehr von der usv’schen Unfähigkeit, eine halbwegs volleyballähnliche
Choreographie anzubieten überrascht, dass sie die im Dutzend auf dem
Feld herumliegenden Chancen zu einem Satzgewinn partout verweigerten –
das nennt man wohl wahre Demut. Dass es dem USV Potsdam II gelang, ein
Spiel ohne nennenswerte Annahme, einem fluktuierenden und stark
mäandrierenden Zuspiel und quasi nur rudimentär vorhandenen Angriff
nicht zu verlieren (von gewinnen kann man kaum sprechen), zählt zu den
großen Mysterien, die die härteste Liga der Welt so unberechenbar
machen. Hannes, der sich nach den letzten Spielberichten animiert
fühlte, eine Leistung zu erbringen, die einer individuellen Erwähnung in
der Weltliteratur des MfMP würdig sei, zeigte vollen Einsatz. Im
heldenhaften Kampf für Ehre und Ruhm des USV wurde er hinterrücks von
einer Bank angefallen, die ihn schwer verletzte - anders als Adam wird
er in der Konsequenz des Rippenverlusts aber nicht aus dem Paradies USV
II vertrieben. Vielen Dank nochmal an Norman vom HSV, der den mit dem
Tode ringenden Helden in das Feldlazarett transportierte – für seinen
heroischen Einsatz verleihen wir ihm die Anwartschaft auf Mitgliedschaft
in der erotischsten Mannschaft der Welt ehrenhalber.
Das zweite
Spiel gegen den HSV, der zuvor mit den Wriezenern kurzen Prozess gemacht
hatte, verlangte den Heroen aus Golm eine deutliche Leistungssteigerung
ab. Doch da der USV die blaue Pille schon genetisch in sich trägt und
damit über ein außergewöhnliches Leistungs- und Stehvermögen verfügt,
gab es diesbezüglich berechtigte Hoffnungen.
Nach anfänglichen
Ungenauigkeiten konnten sich die Heroen aus Golm im Spiel gegen Cottbus
sukzessive steigern und passten ihre Taktik dem Elan der Lausitzer an –
den Gegner mit starken Blocks und souverän antizipiertem Abwehrverhalten
zur Verzweiflung bringen. Tatsächlich biss sich der Gastgeber nach dem
anfänglichen Satzgewinn zunehmend die Zähne an dieser taktischen
Glanzleistung des designierten Landesmeisters aus und wirkte zusehends
hilflos ob des cleveren Spiels der Seniorentruppe aus der
Landeshauptstadt. Nur vereinzelt gelang es den Cottbusern mit starken
Aufschlägen noch einmal so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen, aber
dem abgeklärten Spiel des Schwarzen Balletts waren sie letztendlich
nicht gewachsen. Objektiv betrachtet – und wer könnte dafür besser
geeignet sein als wir – hätte Cottbus mit dieser Leistung jede
Mannschaft der Liga 3:0 vom Feld gefegt – aber der USV Potsdam II ist
nun mal nicht irgendeine Mannschaft und so obsiegten die Göttlichen am
Ende überlegen mit 3:1.
Autor: MfMP
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