Freitag, 1. Juli 2005

Archiv: Die Saison 2004/2005

Die Landesliga (Nord) Saison 2004/05

Aufgrund von akuten Defiziten in der Vergangenheitsbewältigung ist es bisher nicht möglich gewesen, unsere treuen Fans über den aktuellen Stand unserer Bestrebungen zur Erringung der Weltherrschaft zu unterrichten. Wir, in dem Falle der Majestätsplural meiner auf dem Trockenen sitzenden Person, hoffen, bald intellektuelle Darstellungen über die ersten großen Scharmützel dieser Saison vorzeigen zu können.

Als Ersatz ein kleiner Einblick in unsere Krankenakte: Unser medizinisch verhunzter Mittelblocker, den wir aus datentechnischen Gründen nur als Dr. Ommel bezeichnen möchten, scheint sich inzwischen auf ein Leben als Invalide einrichten zu müssen, da nunmehr fast Jahrzehnte ins Land gegangen sind und von einer Genesung seines Muskelfaserrisses mit intrudierten Hämatomen und anderen leckeren Abszessen nicht die Rede sein kann. Dagegen simuliert einer unserer Zuspieler muskuläre Probleme im Oberschenkel, die möglicherweise nur das Vorstadium der rezenten lateralen Diskontinuität einer artritischen Transzendenz darstellen. Der andere hatte das göttliche Geschick eines Trampeltieres, als er sämtliche im Fuß zur Verfügung stehenden Bänder über den Jordan schickte. Diese mit Dummheit kaum mehr zu umschreibende akrobatische Fehlleistung ist aber noch nicht die Krönung der schöpferischen Dämlichkeit. Ein gewisser Außenangreifer ist nicht mal mehr in der Lage, einen mehr oder weniger geworfenen Ball ohne eine Fraktur des kleinen Fingers fangen zu können. Gut, nun ist er um eine Titanlegierung reicher, aber mal ehrlich, solche Leute verletzen sich auch noch beim Popeln lebensgefährlich!

1. Spieltag (VSV Wittstock, Schwedt):

In nächtelangen Gesprächen mit dem Potsdamer Urgestein Tomfuzius, in denen wir unsere Saisonziele setzten, hieß es nur: „Irgendwie die ersten vier Spiele zu überleben, und dann geht’s los (ja damit ist der Aufstieg angepeilt)!“. Grund der Ungewissheit für die ersten beiden Spieltage war, dass wir arge Probleme hatten genügend Spielberechtigte Leute zusammenzufinden. Atti spielt jetzt in der Ersten, der Gröfaz hängt bei Beelitz rum, Ron ist auch weg, Georg war bei den Ösis wandern und ein paar Verletzte hatten wir auch noch (Tobi, Björn). Wenigstens fanden sich dann doch noch sieben Mann, die den Grundstein für das Unternehmen Wiederaufstieg legen sollten.

Pünktlich 10.58 kam dann auch der Großteil der Mannschaft zum Pfeifen des ersten Spiels – ja, jetzt müssen wir leider wieder ein komplettes Schiedsgericht stellen, noch ein Grund schleunigst wieder aufzusteigen –, indem der Hausherr Wittstock aber so was von schlecht gespielt hat, dass Schwedt förmlich gezwungen wurde dieses Spiel mit 3:0 zu gewinnen. Da dachten sich wohl die „glorreichen Sieben“ Potsdamer: „Ha, die hauen wir locker weg!“. Naja im ersten Satz hat es ja noch so halbwegs funktioniert, jedoch in den folgenden beiden Sätzen stellte der USV, wie schon so oft in der letzten Saison, alle volleyballtechnischen Grundelemente ein (vor allem die Annahme, was als Kritik vor allem an der eigenen Person zu verstehen ist!), so dass sich das Publikum ernsthaft Hoffnungen machte, hier einen Sieg der Heimmannschaft zu feiern. Da haben sie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Auf einmal waren beim USV wieder Ansätze einer Spielkultur zu erkennen, woran Matze Rouvel erheblichen Anteil hatte, und wir gewannen das Spiel im 5. Satz, für unsere Verhältnisse auch relativ deutlich. Der erste Teil der Mission war somit erledigt, nun musste Schwedt herhalten und bekam unsere ganze Wut über die gegen Wittstock verlorenen Sätze zu spüren. Grund hierfür war unter anderem eine klare Ansage in der Spielpause vom Libero (O-Ton): „Passt auf wir nehmen jetzt einfach besser an, und dann haun wir die weg!“. Gesagt getan! Und als sich wirklich alle an diese Parole hielten, konnte Nico auch alle Angreifer der Reihe nach schön in Szene setzen. Weiterhin blockten Tom und Hoffi deren Hauptangreifer zu Beginn des Spiels nacheinander ab, so dass Schwedt richtig “fest“ wurde und die Lust am Volleyball verlor. 3:0 hieß es am Ende, das war ein schönes Ergebnis dachten wir, und genehmigten uns im Anschluss die erste Siegeszigarre der Saison (ich hoffe es werden noch mehr!) und ein erleichtertes: „Man haben wir die abjehaun!“. Alles in Allem lässt sich somit der Start in der Landesliga Nord kurz zusammenfassend mit den Worten – effektiv aber nicht immer schön anzusehen – beschreiben. Als positiv sollte man meiner Ansicht nach jedoch die gelungene Sozialisierung von (dem Landesmeister im Beach!!!) Matze R., der letzte Saison noch bei Waldstadt II spielte, und Patrick Lonau (aus: irgendwo im Norden) in die Mannschaft hervorheben.

2. Spieltag (PSV Basdorf, SV Hohennauen):

Nachdem sich Matze R. und Jan für den 2. Spieltag abmeldeten (Georg war immer noch wandern, Tobi und Björn auch noch verletzt!) und sich dann auch noch unser letzter verbleibender Zuspieler im Training verletzte, standen wir kurz davor, den Spieltag abzusagen. Durch eine taktische Meisterleistung gelang es Tom gerade noch rechtzeitig Andreas einen gültigen Spielerpass zu verschaffen, so dass wir mit ihm, Marci, Hoffi, Tom, Patrick und mir genau sechs gesunde Spieler (ohne Zuspieler, mit Libero) hatten. Björn stand noch als Notnagel auf dem Spielberichtsbogen, naja könnt sich ja einer bei Matchball für uns verletzen! So wurde aus dem Libero kurzer (man beachte das Wortspiel!) Hand ein Zuspieler – der sich am Block nicht beteiligt – und aus dem “Annahmegott“ Tom ein tripple A –annehmender Außenangreifer! Ein lustiger Haufen Volleyballer wäre wohl die passende Bezeichnung dieser Truppe. So war der Start gegen Basdorf auch sehr zerfahren. Fehlendes Timing zwischen Zuspiel und Angriff wurden deutlich, so dass wir einfach zu viele unforced errors produzierten und dem Gegner zu viele Punkte schenkten. Als Basdorf mit 2:1 nach Sätzen vorne lag, waren wir ganz dicht dran das Spiel zu kippen. Und wir hätten es auch, wenn nicht Basdorf diesen blöden vierten Satz knapp mit zwei Punkten Vorsprung gewonnen hätte. Sehr ärgerlich dachten wir uns. Jedoch muss Hohennauen noch verzweifelter nach ihrem Spiel gegen den Gastgeber gewesen sein, da ihnen ein 2:0 nach Sätzen und 24:20 Führung (und noch weitere Matchbälle im vierten Satz) nicht reichten, um das Spiel zu gewinnen. Ziemlich dumm, unserer Meinung nach, und so nutzen wir deren anhaltendes moralisches Loch – was wohl tiefer als der Marianengraben war – in das sie gefallen sind gnadenlos aus, um uns für den Faustschlag eines Hohennauerner’s in Ludwigfelde an Björn zu rächen. Warum wir den dritten Satz abgaben, weiß heute keiner mehr, aber mit einem 3:1 konnte wir an diesem Tag durchaus leben. Als Not-Zuspieler möchte ich noch die trotz aller Umstände sehr stabile Annahme aller Beteiligten hervorheben und einen Antrag stellen, auf dass ich nie wieder zuspielen muss! Ein weiteres Dankeschön möchte ich noch an Tobi, Ron und Björn richten, die uns eine gute moralische Unterstützung waren.

Der Ministers für Mannschaftsaufklärung und Propaganda möchte an dieser Stelle unserem “mülleimergroßen” Libero danken, der diesen episch anmutenden und lyrisch wertvollen Tatsachenbericht gespendet hat. Zudem muß ich leider bemerken, daß er sich im Schriftlichen ähnlich kontinuierlich und ausdauernd artikuliert wie im Verbalen. Als Wahrer der mannschaftlichen Selbstüberschätzung und grenzenlosen Arroganz muß ich apellieren, das sich in letzter Zeit häufende Loben zu unterlassen, da es den Eindruck des Stolzes erweckt, der im Rahmen unserer Ansprüche deplaziert ist.

3. Spieltag (SV Glienicke, WSG Waldstadt II):

An diesem Samstag kam es zum mit Spannung erwarteten ersten Aufeinandertreffen der “Giganten der Landesliga”. (Ohne die anderen Mannschaften gering schätzen zu wollen, aber mit dem Aufstieg werden diese wohl nichts zu tun haben.) Die Ausgangsposition für den USV war denkbar ungünstig, denn die Niederlage gegen Basdorf hatte ihn im Kampf um den Wiederaufstieg ins Hintertreffen gebracht. Ein Sieg gegen Waldstadt war daher Pflicht, hätte eine Niederlage doch bereits die Vorentscheidung zu so früher Zeit bedeutet. Doch zunächst mußte Glienicke, das als Tabellendritter angereist war, geschlagen werden. Leichte koordinative Probleme in der Spielanlage sorgten aber dafür, daß sich die Mannschaft das Leben selbst unnötig schwer machte. Mit einem 1:2 Satzrückstand bereits mit dem Rücken zur Wand stehend, begann der USV nun endlich, das Spiel unter seine Kontrolle zu bringen und erzwang der Tiebreak. Bereits nach wenigen Minuten war dieser bei einem Stand von 8:3 zum Seitenwechsel entschieden und endete, eigentlich standesgemäß, 15:8 für den Gastgeber. Möglich wurde dies durch den Entschluß von Tom und Hoffi, sich nun auch am Spielgeschehen zu beteiligen, was sich in einer effizienten Blockarbeit niederschlug. Ich wäre Glienicke sehr dankbar, wenn sie in Zukunft gleich das Unvermeidliche akzeptieren würden. Ach, noch eine Bemerkung am Rande: Ich glaube im Handball könntet Glienicke problemlos drei Ligen höher spielen, aber im Volleyball haben diese Würfte nichts zu suchen... und dürfen auch mal abgepfiffen werden! 

Danach schickte sich der USV an, die Relationen in der Landesliga Nord zurechtzurücken. Nach einem ungefährdeten Sieg im ersten Satz, zeigte die Mannschaft mit Beginn des zweiten Satzes, wozu diese immernoch ersatzgeschwächt agierende Truppe fähig ist und demontierte die favorisierten Waldstädter vollends. Erst nach einem soliden Vorsprung von 20:13 ließ der USV von seinem Wüten ab und verzichtete vorerst daruf, seinen Gegner nach allen Regeln der Sezierkunst zu zerlegen. Nach einem dezenten Beginn im dritten Satz schaffte es Waldstadt diesen für sich zu entscheiden. Im vierten entwickelte sich ein ständiges Hin und Her, bei dem der USV seinen Gegner mal auf drei bis vier Punkte davonziehen ließ, um dann gekonnt die Leine wieder anzuziehen und deutlich zu machen, daß man jederzeit Herr der Lage war. So war es dann auch eher ein unglücklicher Zufall, daß der vierte Satz doch noch verloren ging. Im Tiebreak jedoch war die Mannschaft nicht annähernd bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen. Beim Stand von 8:8 war es Waldstadt dann das letzte Mal vergönnt, sich auf einer Ebene mit dem überlegenen Gastgeber zu bewegen, bevor dieser unwiderstehlich und im Stile eines Armstrong anzog und den Sieg souverän nach Hause brachte. Man könnte in Anbetracht der personellen Sorgen sogar behaupten, daß der USV mit einem auf den Rücken gebundenen Arm gespielt, und letztlich überzeugend und hoch verdient gewonnen hat. Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und der gesamten Mannschaft, einschließlich der zur Unterstützung angereisten Invaliden und “Quasitoten” meinen herzlichsten Glückwunsch aussprechen und meine Anerkennung zum Ausdruck bringen, und mich nicht zuletzt bei unserem “Trainer” und “Missing Link” bedanken, der uns taktisch klug und psychologisch gekonnt auf den Gegner eingestellt hat. Es war ein Sieg der Mannschaft! Ein besonderes Lob an unseren phlegmatischen Hoffi, der sein Attribut abgelegt und ein großes Spiel gemacht hat, weiter so!

4. Spieltag (Lindow-Gransee, Wusterhausen):

An diesem Samstag sollte das Potsdamer „Gilgamesch-Epos“ – eine epische Offenbarung über die ruhmreichen Taten der von den Göttern auserwählten Mannschaft, ein Gleichnis über Mut, Tapferkeit und grenzenloser Selbstaufgabe für das eine, das einzige Ziel: den Sieg über die Heerscharen der Unterwelt und den Aufstieg in himmlische Sphären (in körperlicher, wie geistiger Form) – um ein weiteres glorreiches Kapitel erweitert werden. Schon auf der Fahrt nach Lindow wurde das Bestreben, dem Gegner den Marsch zu blasen, akkustisch untermalt ... durch den „Marsch der finnländischen Reiterei“ (Jan leidet im Geiste mit). In den ersten beiden Säzten war es dem Gastgeber nicht wirklich vergönnt, am Spiel teilhaben zu dürfen, denn das mit dem Anpfiff des Schiedsrichters auf den ahnungslosen Gastgeber losgelassene potsdamer Raubtier verübte innerhalb kürzester Zeit ein dermaßen scheußlich mitanzusehendes Massaker am Hausherren, daß das Parkett mit ausblutenden Innereien übersät war und der USV in einer Blutlache wandelte. Nur mit viel Mühe gelang es, dieses Ungeheuer zu bändigen und Lindow nun endlich auch ein wenig mitspielen zu lassen. Unter Berücksichtigung der nötigen Spielerfahrung für breite Mannschaftsteile, ersahen wir es als sinnvoll, die volle Distanz auszuspielen, um auch unsere Verletzten langsam wieder an den Spielbetrieb heranzuführen. Es mag ein wenig sadistisch erscheinen, Lindow glauben zu lassen, einen Sieg gegen uns einfahren zu können, aber in Anbetracht der tadellosen Tiebreak-Bilanz des USV, schien dieses Vorhaben utopisch zu sein und war unmittelbar nach dem Seitenwechsel, als der USV von 8:7 auf 11:7 davonzog, ein gelutschter Drops.

Das Spiel gegen Wusterhausen, das zuvor dem Gastgeber mit 3:1 unterlegen war, lief etwas schleppend an und sah nach dem zweiten Satz eine ausgeglichene Satzbilanz. Von soviel Gemurmel auf der eigenen Seite angekotzt, bequemte man sich im dritten Satz nun endlich, das Spiel in die Hand zu nehmen. Mitte des dritten Satzes war die etatmäßige Überlegenheit des USV in allen Bereichen wieder hergestellt, so daß Wusterhausen, nun vollkommen demoralisiert, das Spielen im vierten Satz endgültig einstellte. Auch wenn der USV an diesem Tage keine überragende Leistung dargeboten hatte, und abgesehen von einer Demonstration seiner Vernichtungsmaschinerie in den ersten beiden Sätzen gegen Lindow kaum mehr für das Spiel getan hatte, als unbedingt nötig, bleiben unter dem Strich vier gewonnene Punkte ... und mehr ist nicht wichtig.

5. Spieltag (Schwedt, Wittstock):

Tom hatte nicht ganz unrecht, als er sagte „Du hättest vor jedem Spiel schon eine gelbe Karte verdient!“, und vermutlich fragt sich die halbe Liga, was da für eine wildgewordene Bestie in cholerischem Wahn über das Feld tobt. Eigentlich bin ich von Haus aus ein friedliebender und keiner Fliege etwas zu Leide tuender Zeitgenosse, aber bei dem was streckenweise in dieser Liga zusammengepfiffen wird, vergesse ich meine gute Kinderstube, die ich durchaus zu haben gehabt behaupte. Der aufmerksame Beobachter wird sich sicherlich fragen, ob diese Kritik in Zusammenhang mit einer durch eine Niederlage hervorgerufenen Unzufriedenheit steht, weshalb ich den nach verherrlichenden Taten und grenzenloser verbaler Vernichtung lechzenden Leser beruhigen möchte – dem ist nicht so.

An diesem Wochenende gehörte es bei uns zum guten Ton, jeden ersten Angriff des Satzes zu verweigern, wobei Andreas allen ein leuchtendes Vorbild war. Nachdem wir uns im ersten Satz gegen Schwedt demontiert hatten (die Hälfte der schwedter Punkte resultierte aus mehr als vermeidbaren Eigenfehlern), konnten wir den zweiten Satz nach einem 22:17 Vorsprung noch souverän mit 25:23 gewinnen. Umso ärgerlicher war dann der mit 26:28 verlorene dritte Satz, der erneut auf Unzulänglichkeiten im eigenen Abschluß zurückzuführen war – nach heldenhafter Feldabwehr den Paß an die Netzkannte zu kloppen, wirkt nicht gerade motivierend ... ja Marci, du bist gemeint! Für uns war damit klar, daß es in dieser Saison wohl zum fünften Mal in den Tiebreak gehen würde. Schwedt wußte davon zwar noch nichts und glaubte wohl auch daran, den vierten Satz gewinnen zu können. Höhepunkt in diesem vierten Satz war der den auf fünf Meter aufgerückten Feldabwehrspieler ereilende und von uns ausgiebig zelebrierte „Headshot“ , der ihn wie ein Blitz traf und zu Boden streckte. Der fünfte Satz verlief eigentlich wie immer: bis zum 8:6 hatte Schwedt noch mittelbaren Kontakt, aber unmittelbar nach dem Seitenwechsel, als auf schwedter Seite eine Granate bei vier Metern die Linie lang einschlug, war klar, daß hier für den Gastgeber nichts mehr zu holen war. Mit 15:10 ging der Satz an Potsdam. Das zweite Spiel des Tages erlebte dann, um beim Thema zu bleiben, eine sehr souveräne und fehlerlose Schiedsrichterleistung. Schwedt, das der geglaubt zu habenden Chance hinterhertrauerte, nahm an diesem Spiel sichtlich nicht mehr wirklichen Anteil, und überließ Wittstock ohne große Gegenwehr zwei sichere Punkte.

Das zweite Spiel des USV begann wie das erste ... eine unterirdische Leistung im ersten Satz und dessen sicherer Verlust. Da es bei unseren Außenangreifern nicht wirklich lief, verlagerten wir das Spiel nun auf die Mitte, wo Hoffi und Patrick ohne Rücksicht auf gegnerische Blockfragmente die wittstocker Feldabwehr zusammenschossen und sichtlichen Spaß dabei hatten. Der dritte Satz war wiedereinmal geprägt durch Serien von Totalausfällen, die es Wittstock ermöglichten, den Satzt offen zu gestalten. Letztlich setzte sich aber auch hier die Routine der Potsdamer durch. Der vierte Satz war noch bis zur Hälfte spannend, danach klinkten unsere Angreifer die Bälle nacheinander ein, was Wittstock auch den letzten Siegeswillen raubte. Da uns klar ist, daß über das Satzverhältnis gegen Waldstadt nichts zu holen sein wird, scheint uns die Motivation, zwei souveräne 3:0 an einem Spieltag durchzureißen, irgendwie abhanden gekommen zu sein. So stand auch an diesem Samstag ein 3:2 und ein 3:1 zu Buche, letztlich entscheidend waren auer die 4:0 Punkte. Die Rückfahrt von knapp 170 km erwies sich jedoch als wesentlich größerer Nervenprobe als alle bisherigen Spiele. Die Gesprächsthemen auf der Rückbank, die von in Turnhallen geworfenen Salamis bis hin zu zweistündigen Zahputzorgien reichten, waren nur im alkoholisierten Zustand zu ertragen, dem sich der Fahrer, in diesem Falle ich, leider nicht hingeben konnte. So hörten wir von Andreas lustige Anekdoten über Schulausflüge nach Chorin (mit seinem Grundkurs Kunst bei Frau Peter), von Matze nicht ganz jugendfreie Geschichten über pustenden Kaninchen (oder waren es blasende Hasen?) und Marci steuerte Erzählungen über geniale (fehlt da nicht irgendwo ein „t“?) Lappen bei, und damit war bestimmt nicht Martin gemeint.

6. Spieltag (Hohennauen, Basdorf):

Eigentlich hatte ich mich auf einen ruhigen ersten Satz eingestellt, in dem ich mit Atti und Björn ein paar intellektuelle Gespräche auf der Bank führen würde – abgesehen von den kurzen Augenblicken, in denen unser Libero doch mal vom Feld muß. Leider fand ich mich schneller auf dem Feld wieder, als es mir eigentlich lieb war, da die sechs Schwachköpfe auf dem Feld, nachdem sie den Gegner die Hälfte des Satzes dominiert hatten und 12:8 führten, das Spielen scheinbar einstellten. So endete dieser Satz dann auch mit 25:21 für den Tabellenvorletzten. Leider entpuppte sich der gewonnene zweite Satz als Strohfeuer, denn schon wieder war es das Unvermögen und die schier grenzenlose Unfähigkeit der Angreifer, die unseren sonst so ruhigen und in sich gekehrten Libero dazu brachten, sich in extatische Schimpfkanonaden zu steigern. Damit war also klar, daß es schon wieder fünf Sätze geben würde, was Hohennauen zwar noch nicht wußte, sich im vierten Satz aber auch nicht in der Lage zeigte, das zu verhindern. Im Tiebreak lief dann endlich das lange erwartete wilde Alligatorenrudel auf und hielt bereits zum Seitenwechsel den panisch fuchtelnden Hohennauener SV mit 8:4 fest zwischen seinen Kiefern. Nach dem Seitenwechsel wurde der Gegner dann nicht einfach nur seziert, sondern nach allen Regeln der Kunst abgeschlachtet und zerfetzt, wobei die Sprungaufgaben von Andreas – leider das einzig Große, was er an diesem Nachmittag bis dato geleistet hatte – erheblichen Anteil daran hatten. „Basdorf hat zwei Punkte, die ihnen nicht zustehen.“, stellte Tom einmal nicht zu unrecht fest. Doch im Unterschied zu damals konnten wir heute auf zwei Stammkräfte zurückgreifen, von denen an jenem zweiten Spieltag vermutlich einer ausgereicht hätte, um Basdorf seine Grenzen aufzuzeigen. Somit lautete für Matze und mich die Devise am heutigen Tag: „Rache für Basdorf!“ Im ersten Satz wurde Basdorf auch deutlich mit 25:16 abgeklatscht. Der zweite begann, wie der erste endete – souveränes und vernichtendes Spiel. Doch trotz einer sicheren 6:2 Führung versagte in dieser Phase erneut der Angriff, so daß es Basdorf trotz guter Annahme gelang, acht Punkte in Folge zu machen. Leider schleppte sich die „Formkrise“ bis zu einem 19:13 Vorsprung der Gäste weiter, ehe mit einem Mal die Aufholjagd begann. Wie eine Bestie, die das Blut seines wehrlosen Opfers geleckt hatte, nahm der USV Witterung auf und kam dem ahnungsvollen Opfer, das es mit einem Mal mit der Angst zu tun bekam, immer näher. Bei 23:23 schlug der USV dem hilflos zappelden PSV Basdorf dann seine Reißzähne in die Wade und warf ihn zu Boden. Ohne lange zu warten rammte die Bestie ihre spitzen Zähne in den Gegner: 25:23 hieß es am Ende für den USV. Der letzte Satz eignet sich wieder nur bedingt für Heldenepen, aber letztlich stand ein ungefährdestes 26:24 und endlich auch mal wieder ein 3:0 zu Buche. Es geht also doch noch.

7. Spieltag (Glienicke, Waldstadt):

Die letzten beiden Spiele dieses Jahres standen unter schwierigen Vorzeichen, obwohl wir mit Björn einen unserer Langzeitverletzten wieder in unseren Reihen begrüßen durften. Aufgrund der personellen Situation kamen wir auch nicht umhin, ihn sofort ins kalte Wasser zu schmeißen, quasi ihn durchspielen zu lassen. Während Petzi noch Klausur schreiben mußte und erst Mitte des ersten Spiels eintraf, zog Hoffi das Erimitendasein in den französischen Alpen vor und jagte Schneehasen (vermutlich gleich bis in sein Bett).

Manche mögen im ersten Spiel ein historisches „deja vu“ Erlebnis gehabt haben, und glaubten wohl, den „Dolchstoß“ von 1918 am eigenen Leibe zu erfahren. Grund dafür war die Leistung des Schiedsrichters, die, um Toms vorsichtige Formulierung zu zitieren, „stark vorsätzlich“ anmutete. Es gäbe genug Grund, an dieser Stelle in Haßtiraden überzugehen, die jeden islamischen Prediger vor Neid erblassen lassen würden, aber da die Person des Schiedsrichters geistig derart unterbelichtet ist, dürfte sie beim Versuch, diese zu verstehen, kaum mehr Gedankengut aufbringen, als eine Scheibe Toast, womit jede verbale Erniedrigung die reinste Verschwendung intellektueller Ressourcen wäre. Letztlich gab das jedoch nicht den Ausschlag für die erlittene 3:1 Niederlage gegen Glienicke, sondern vielmehr das eigene Unvermögen, einen Vorsprung bis zum Satzende durchzubringen. Man muß jedoch sagen, daß die Leistung des Schiedsrichters für einen Erhalt der Moral sehr abträglich war und ihr übriges dazu beigetragen hat. „Die Rache ist mein!“, sprach der Herr ... und wird in der Regel kalt, in diesem Falle eiskalt, serviert. Daß Waldstadt zu solchen Mitteln greifen muß, um den Aufstieg zu sichern, zeigt nur allzu deutlich, daß die Furcht vor dem USV weit stärker zu sein scheint, als das Vertrauen auf die eigenen spielerischen Mittel. Daß diese Angst berechtigt ist, zeigte sich im ersten Satz gegen Waldstadt, den der USV nach belieben dominierte. Der zweite Satz war lange ausgeglichen, bis eine Serie von vier Punkten den Waldstädtern den Sieg sicherte. Der dritte Satz war dann eine Offenbarung ... die zum Satzgewinn für den Gegner führte. Der vierte Satz wurde erneut sehr knapp, aber auch hier agierte Waldstadt am Ende glücklicher. Am Ende stand eine 3:1 Niederlage und die bittere Gewißheit, daß der Zug für den Aufstieg auf einem anderen Gleis fährt. Der un’srige fährt, dem Schlachtruf folgend, in jene, von Bodenschätzen überquellende, russische Provinz, aus der man nur gestählt und gestärkt zurückkehren kann ... oder in einem Block feinsten Permafrostes!

8. Spieltag (SV Wusterhausen, SG Lindow-Gransee):

Das Spiel gegen Wusterhausen lief etwas schleppend an und der USV brauchte bis zur Mitte des zweiten Satzes, um langsam die Federführung in dieser Begegnung zu übernehmen. Wusterhausen war es ohne große Gegenwehr gelungen, den ersten Satz für sich zu entscheiden, doch das dadurch ausgelöste Beben mit einer Momentmagnitude von ca. 2,1 ‰ auf der Masteit-Skala, erzeugte eine Welle, die zunächst unbemerkt auf Wusterhausen zurollte. Mit der zunehmenden Verringerung der differentialen Aktionstiefe des USV (quasi die Differenz aus der Idealpunktzahl 25 und der tatsächlichen Punktzahl in Relation zu den Punkten des Gegners) türmte sich die Welle zu Ende des zweiten Satzes gewaltig auf. Danach fuhr sie mit ungebremster Wucht auf den etwas hilflos dreinschauenden SV Wusterhausen nieder und spülte ihn förmlich vom Feld. Mit 25:10 und 25:13 wurden die folgenden beiden Sätze für den USV zum lustigen Leichenbergen. Die Redaktion möchte der geneigten Leserschaft auch einen neutralen Augenzeugenbericht von größter Seriosität nicht vorenthalten: „Der aufs Feld gelassenen Bestie konnte diesmal niemand Einhalt gebieten. Es war ein grausames Schauspiel das sich dort abspielte und so manchen veranlaßte, seinen von Ekel und Abscheu erfüllten Blick abzuwenden. Eine Bestie im Blutrausch wütete unter den Toten, denen das blanke Entsetzen in den leblosen Gesichtern stand, und von endlosen Qualen des Todes zeugte, und unter jenen, die mit letzter Kraft versuchten, diesem Gemetzel zu entgehen. Im Angriffsraum lagen Arme von Blockspielern, die durch die Angriffswucht des USV vom Torso getrennt worden waren, das Feld war übersäht von Gedärmen und anderen Innereien und über allem schwelte der unheimliche Gestank des Todes und der totalen physischen Vernichtung. Mit weit aufgerissenem Maul, aus dem der Geifer von den blutverschmierten Reißzähnen tropfte, wühlte die Bestie noch lange nach dem Abpfiff in den stinkenden Kadavern, welche einst die Mannschaft Wusterhausens stellte.“

Nach einem so grandiosen Sieg war es kaum verwunderlich, daß die 2:3 Niederlage gegen Lindow, so unnötig sie auch sein mochte, keinen wirklich beeindruckt hat. Es war zwar schade um unsere schöne Tiebreak Bilanz, aber letztlich kratzte uns das wenig, und auch wenn Lindow behauptete, wir hätten das Spiel im Block verloren, lassen sich die von ihnen erzielten Blocks gegen unsere Angreifer wohl an einer Hand abzielen. Wenn man bedenkt, daß Andreas in 5 Sätzen lediglich 2 von 31 Angiffen in die Pampa gehauen hat, frage ich mich, wie Lindow seine Blockstatisitik führt, respektive ihre Blocküberlegenheit begründet. Aber jeder Mensch braucht Illusionen ... und unsere ist episch einfach unerreicht.

Eine Anmerkung des Ministers für Richtigstellung, Mitgefühl und Nächstenliebe zu letzten Spielbericht: (Passagen in eckigen Klammern wurden im Interesse der Syntax ergänzt, und wirken sich nicht auf Stil und Inhalt aus) 

“Meine volleyballerische Ehre und der Respekt vor dem Gegner gebietet mir einige Ergänzungen zum aktuellen Spielbericht USV II vs. Wusterhausen, welche dem geneigten Leser einen realistischeren Eindruck des Spiels gibt, [zu tätigen]. Auch wenn ich Georg´s bildhafte Sprache schätze, sollte doch folgendes richtig gestellt werden. Anmerkungen des MRMN in Klammern:

“Der aufs Feld gelassenen Bestie (=Georg spielte von Anfang an, nahm aber erst ab dem dritten Satz auch geistig am Spiel teil) konnte diesmal niemand Einhalt gebieten. (= Tom und Atti hätten nach dem ersten Satz gern die ganze Mannschaft ausgewechselt, es mangelte jedoch an Ersatzspielern). Es war ein grausames Schauspiel das sich dort abspielte (=manche Aktionen wirkten bisher wirklich wie Schauspiel und nicht wie Volleyball) und so manchen veranlasste, seinen von Ekel und Abscheu erfüllten Blick abzuwenden(=Matze richtet seine Kronjuwelen, die anwesenden Damen können nur noch staunen). Eine Bestie im Blutrausch wütete unter den Toten,(=Björn schlägt einfach seine Aufgaben rüber und Wusterhausen verweigert reihenweise die Annahme, ... dann den Angriff, .....dann den Block, ... stellt dann das Mitspielen ein) denen das blanke Entsetzen in den leblosen Gesichtern stand (=Wusterhausen verzweifelt an seinem Unvermögen und der USV kann es kaum glauben, wie einfach Gewinnen manchmal ist), und von endlosen Qualen des Todes zeugte (=es sind noch zwei Sätze zu spielen, Wusterhausen panisch, USV gelangweilt), und unter jenen, die mit letzter Kraft versuchten, diesem Gemetzel zu entgehen (=freiwilliges? Ein- und Auswechseln beim Gegner).

Im Angriffsraum lagen Arme von Blockspielern, die durch die Angriffswucht des USV vom Torso getrennt worden waren, das Feld war übersäht von Gedärmen und anderen Innereien (=martialische Übertreibung des Autors als Folge einer 12stündigen Herr-der-Ringe-Kinosession) und über allem schwelte der unheimliche Gestank des Todes (=Wer hatgepupst?) und der totalen physischen Vernichtung. Mit weit aufgerissenem Maul (=Atti und Tom langweilen sich auf der Bank zu Tode und bekunden es deutlich), aus dem der Geifer von den blutverschmierten Reißzähnen tropfte (=Schokoladenreste aus der Satzpause), wühlte die Bestie noch lange nach dem Abpfiff in den stinkenden Kadavern (=freundschaftliche Umarmungen zwischen Prinz und USV-Spielern und gleichzeitige offensichtliche Häme gegenüber dem Verlierer), welche einst die Mannschaft Wusterhausens stellte.”

9. Spieltag (Wittstock, Schwedt):

Nachdem das Einschlagen beendet war, drängte sich unweigerlich die Frage auf, ob es nicht erfolgversprechender wäre, aus den turnhalleneigenen Urinalsystemen Springbrunnen für burmesische Tempelanlagen zu basteln, zumal uns die internationale Besetzung auf wittstocker Seite – mecklenburgische Liberos sind schließlich berühmt berüchtigt – in Angst und Schrecken versetzte. Dennoch gelang es den potsdamer Urinsteinmetzen, sich tapfer den wütenden Angriffen des haushohen Abstiegsfavoriten zu erwehren und ganz widererwartend den ersten Satz für sich zu entscheiden. In der Satzpause, muß irgendwie auf wittstocker Seite das Wort: „Jehova“ gefallen sein ... jeder kann sich vorstellen, was für Konsequenzen das hat. Nach den Statuten des (von uns beschlossenen) golmer Besatzungsrechtes, als dessen Exekutivgewalt wir agierten, konnte nur „Tod durch Urinsteinigung“ als angemessene Reaktion erfolgen. Das von uns verhängte und ausgeführte Urteil (Gewaltenteilung, so ein Quatsch) wurde durch eine gnadenreiche Milde des USV nur zu einem 25:15 Dilemma für den gebeutelten Gegner. Trotz der großzügigen Spende von immerhin drei Satzbällen im dritten Satz, sah sich Wittstock nicht in der Lage, auch nur einen davon zu verwandeln. Nach einer 24:21 Führung noch 24:26 zu verlieren ... vielleicht habt ihr in der Landesklasse mehr Glück!

Das zweite Spiel lief etwas träge an, so daß es Schwedt gelang, einen komfortablen Vorsprung von bis zu sechs Punkten herauszuarbeiten. Als sich die Potsdamer dazu entschlossen, das Spielelement „Block“ dem trägen Geplänkel hinzuzufügen, war der Ofen für Schwedt allerdings aus. Das gnadenlose Vernichtungswerk des USV, in dem die Schwedter wie einst die Römer bei Cannae eine totale physische Vernichtung erlebten, entwickelte sich zu einem grausamen Gemetzel, bei dem man auf potsdamer Seite nicht gewillt war, Gefangene zu machen. Wer nicht in der Kanonade der potsdamer Aufschläge unterging, wurde im Nahkampf am Netz brutal niedergemacht ... Überlebende gab es kaum. Nur das durch die Tränen der Schwedter aufgeweichte Geläuf verhinderte im dritten Satz die endgültige Vernichtung und Löschung aus der Geschichte. Die zwei klaren 3:0 Siege demonstrieren nicht nur die ungeahnte Perfektion potsdamer Volleyballkunst, sondern auch den ungebrochenen Willen, die Jagd auf das lahmende waldstädter Kaninchen erneut zu eröffnen, es in die Enge zu treiben und zu Tode zu hetzen, denn: „...niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, daß durch die Verknüpfung, verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren ...ähm... und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um 8 Uhr am vorhergehenden Abend dorthin gelegt hatten, kurz vor Glockenschlag.“

PS.: Nachdem das erste Mal in der langen und ruhmreichen Geschichte des USV II ein westdeutscher Mitbürger die Kapitänsbinde tragen durfte, scheint die Integration derer vom anderen Ufer (der Elbe) abgeschlossen.

10. Spieltag (SV Hohennauen, PSV Basdorf):

Ich gebe zu, daß das von Clausewitz verfaßte Standardwerk „Vom Kriege“ nicht leicht zu lesen ist, und möglicherweise so manchen in seinen geistigen Fähigkeiten überfordert, aber mit der Umsetzung des Kapitels über die psychologische Kriegführung hatte sich Hohennauen selbst „angeschissen“. Auch in Bezug auf die vorbeigeströmten Völkerscharen, die mit ihrer lautstarken Unterstützung ihre Sympathien für den Hohennauener SV bekundeten, empfehle ich unserem Gegner das Standardwerk von Forgas, speziell das Kapitel über soziale Beeinflussung, nochmal intensiver zu studieren. All diese offensichtlichen Griffe in den Abort machten das Spiel für uns dafür umso amüsanter. Der erste Satz wurde zu einer Nervenprobe, die der psychisch gestählte USV souverän mit 30:28 für sich entscheiden konnte. Dabei setzten Marci und Georg in der entscheidenden Phase vor allem auf das allseits beliebte Prinzip „Dein Freund der Block“, und umgingen so die doch recht starke Feldabwehr von Hohennauen, die uns zuvor so zu schaffen gemacht hatte. Im zweiten Satz, verlor Hohennauen sogar noch schneller die Nerven und warf bereits bei 28:26 das Handtuch. Im dritten Satz agierten wir dann etwas fahrlässig mit unseren Chancen, vielleicht auch in dem Glauben, Hohennauen würde sich nun in seinem eigenen Mitleid ertränken, so daß der Gastgeber den Satzanschluss herstellen konnte. Im vierten Satz nahmen wir dann einen strategischen Wechsel im Mittelblock vor – zugegeben, von „Block“ war bei uns im ganzen Spiel nicht zu sprechen – indem wir Petzi brachten, der mit seinen mordsgefährlichen Standaufgaben, die streckenweise fast die Hallendecke streiften, den Satz zu unseren Gunsten kippte. Daß es ausgerechnet zwei Blocks waren, die den 25:22 Endstand herstellten, mag angesichts dieses kaum vorhandenen Spielelements wohl eher als symbolisches „Anscheißen“ verstanden werden, denn darin sind wir ja unübertroffene Meister. Das Spiel gegen Basdorf war dann eigentlich nur noch reine Formsache, zumal man den Eindruck bekommen konnte, daß das Ergebnis für beide Mannschaften von vornherein feststand und auch keiner gewillt war, etwas daran zu ändern. Lediglich im ersten Satz wurde es eng. Zum Abschluß stand jedoch ein ungefährdetes 3:0, das streckenweise an den Völkermord von Ruanda erinnerte. Entsprechend gelöst war die Stimmung nach den beiden Pflichtsiegen ... die Waldstadt nicht aufweisen konnte, wie wir Minuten später erfuhren. Ich übe mich noch in bescheidener Zurückhaltung und erinnere nur an Attis tröstende Worte nach den Niederlagen von Glienicke: „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“.

Nun kommt es in vierzehn Tagen doch noch zur Entscheidungsschlacht. Möge sie ein waldstädter Gettysburgh werden und künftigen USV-Generationen ein leuchtendes Vorbild für Opferbereitschaft, Siegeswillen und Glorie.

11. Spieltag (Waldstadt, Glienicke):

Der Tag der Krönung der von Gott geschaffenen und voll Anmut strahlenden Geschöpfe war gekommen und im tosenden Beifall der himmlischen Heerscharen, herbeiogeströmt um die Genesis in ihrer schöpferischen Vollkommenheit zu erleben, erblühten die Erwählten und zermalmten den um Gnade winselnden Feind zu jenen Bestandteilen, aus denen Gott einst die Ertde erschuf. Die Elenden wandten sich zur Flucht und wer es trotzdem wagte, sich den göttlichen Heroen entgegenzustellen, trat seinem Schöpfer schneller gegenüber, als er sein letztes Stoßgebet beendet hatte. Wer angesichts dieser Darstellung der Ereignisse leicht ins Grübeln kommt, sei daran erinnert: „Geschichte wird nicht gemacht, Geschichte wird geschrieben!“ und um nicht in Details zu verfallen, die womöglich den Blick auf das große Ganze verklären würden, sei angemerkt: „Wir sind letzte Saison unverdient abgestiegen, dann können wir diese Saison auch mal unverdient aufsteigen.“

Daß wir dieses stolz verkünden können liegt einzig und allein daran, daß wir unsere Chancen auf den Aufstieg, die wir uns an jenem Spieltag durchaus hätten verspielen können, durch einen glorreichen Sieg gegen Glienicke gewahrt haben. Kampfgeist und eiserne Geschlossenheit der Feldabwehrreiehn, wehrte den wütend anstürmenden Gegner ein ums andere Mal wehement ab, so daß die gefürchteten Gegenstöße über die Flanken diesem auf Dauer die Moral raubten, und nach einem gezielten Gegenstoß im fünften Satz dieser endgültig die Segel streichen mußte.

Fazit: Wir haben uns taktisch geschickt vor dem letzten Gefecht in den Windschatten begeben, die Favoritenrolle wieder beiseite geschoben und werden auf der leicht ansteigenden Zielgeraden im Stile eines Tom Steels mit Getränkeflaschen auf den Gegner werfen ... und am Ende siegreich sein!

12. (und letzter) Spieltag (Wusterhausen, Lindow):

Unsere Fahrt durch die einstmals blühenden Kulturlandschaften Brandenburgs begann mit einer intellektuellen Darbietung größter dichterischer Ekstase, wobei Matze und Björn das „Leben des Gallilei“ mit verteilten Rollen rezitierten und durch ihre inbrünstige Darbietung allen Insassen die Tränen in die Augen trieben. Björns anschließende Ausführungen zu den geoökologischen Besonderheiten des Havellandes und seinen ökonomischen Problemen am Beispiel der extensiven Weidewirtschaft um Nauen konnten dank des beherzten Eingreifens zivilchouragierter Fahrzeuginsassen im Ansatz verhindert werden. Im Spiel gegen Wusterhausen zeigte sich der spielerisch zweifellos bestehende, tabellarisch noch angestrebte, Klassenunterschied. Die souveräne Leistung wurde nur zeitweise durch die durch das Netz diffundierenden Eigenfehler, die sich manchmal hartnäckig bei unseren Spielern anlagerten, unterbrochen. Das alkoholbedingt geschwächte Immunsystem von Andreas war daher streckenweise indisponiert, so daß er zur Desinfektion für kurze Zeit auf die Bank mußte. Am Ende hatten wir die Halle mit einem klaren 3:0 absolut keimfrei geschossen und freuten uns auf eine noch offene Rechnung mit Lindow.

Die spielerische Auseinandersetzung mit Lindow wurde vom USV sehr konzentriert angegangen, so daß man im ersten Satz eine schnelle 11:7 Führung herausspielte. Die schnelle Egalisierung, die sich bis zum 14:14 hinzog, wurde infolge einer der gefürchteten Aufgabenserien von Georg (vielleicht waren es auch latente lindower Annahmeprobleme) zunichte gemacht und ein einen satzentscheidenden 21:14 Vorsprung transferiert. Vor allem Marci, der mit dem gegnerischen Block nach Belieben spielte, hatte an dem überlegenen 25:19 entscheidenden Anteil.Der zweite Satz gestaltete sich lange Zeit offen und fast schien es, als könnte Lindow den Potsdamern ebenbürtig sein, doch wie einst Armstrong seine Kontrahenten hinauf nach L’Alpe d’Huez stehenließ, so zog auch der USV in der Endphase des Satzes dermaßen an, daß Lindow nur noch staunen konnte. Trotz zwischenzeitlicher Diskussionen um die Aktivität der hinteren Extremitäten unseres Liberos bei der gegnerischen Aufgabe, die meines Erachtens auf neurale Störungen zurückzuführen waren, spielte der USV im dritten Satz genauso unbeirrt weiter, wie zuvor. Eine möglicherweise konditionelle bedingte Durchsetzungsschwäche von Tom, brachte Lindow durch den knappen 25:22 Satzgewinn zuzrück ins Spiel. Bezeichnend, daß es das eigene Unvermögen des USV war, welches das Spiel wieder offen gestaltete. Im vierten Satz schien dann etwas Sand in das Getriebe der Kampfmaschine USV gekommen zu sein und leider dauerten die Reparaturen an der empfindlichen Feinmechanik bis zum Ende des Satzes an. Um physischen und psychischen Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, mußten wir sogar unseren wertvollen Petzi aus dem Getriebe nehmen, da sich irgendwo in der Abstimmung mit Nico eine Schraube gelöst zu haben schien. Doch die intensiven Reparaturarbeiten waren dank der Professionalität der potsdamer Mechaniker bis zum Beginn des Tiebreaks behoben. Das Feuerwerk, das der USV nun zündete und Lindow in den nächsten acht Minuten aus der Halle fegen sollte, hatte glücklicherweise nur die siebenfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Vermutlich war es dieser vorsichtigen Dosierung unserer Sprengexperten zu verdanken, daß Lindow doch noch auf beachtliche vier Punkte kam. Während Tom und Björn den gegnerischen Hautangreifer eine Mauer vor die Schlagrichtung zauberten, gegen die das chinesische Wunderwerk Krümelkacke war, wurde Nico auf der Aufgabe langsam der Arm müde. Nachdem dem siebenten Punktgewinn in Folge, war es eine unglücklich die Deckenverkleidung touchierende Feldabwehr von Nico, die Lindow den ersten Punkt bescherte. Der Satz war entschieden, noch bevor er begonnen hatte und bescherte Lindow ein Waterloo, gegen das Napoleon anno 1815 wie der strahlende Sieger aussah. Vivat USV II.

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