Sonntag, 27. Oktober 2013

Und täglich grüßt das Eichhörnchen

"Phil, du kriegst fünf Euro, wenn du bis Potsdam die Klappe hältst." So begann unsere traumhafte Rückfahrt aus Schulzendorf ... nach nicht einmal fünf Minuten hatte es sich ausgeträumt, und das Eichhörnchen fabrizierte eine hohle Nuss nach der anderen. Zum Glück hatte sich die eine Hälfte der Insasssen zuvor mit Bier in Trance getrunken (denn das können wir ja richtig gut), während sich der Fahrer die sechs Punkte in die Ohren stopfen konnte, um Gehirnschäden zu vermeiden. Aber der Reihe nach:
Da wir Blau-Weiß Brandenburg bereits am ersten Spieltag unsere obligatorischen Antiabstiegspunkte überreicht hatten, brauchten wir nun keine Rücksicht mehr zu nehmen. So entgingen sie denn im ersten Satz auch nur knapp der doppelten Demütigung, mit einstelliger Punktzahl in einstelliger Spielzeit vernichtet zu werden. Über 5:0 und 15:3 wurde es am Ende doch noch ein versöhnliches 25:11. Am Ende stand ein ungefährdeter 3:0 Erfolg (-11,-21,-19). Das taktische Kalkül Brandenburgs, sich erst mit uns 55 Minuten einzuspielen, um danach die Revanche gegen Schulzendorf zu suchen, war angesichts der knappen Personaldecke und der sich der Senilitätsgrenze nähernden Alterstruktur äußerst geschickt. Doch schon im ersten Satz dieses sehr skurilen Spiels zeigte sich, wie ein Schiedsrichter ein langweiliges, nahe der Abstiegszone geführtes Spiel zu einem echten Highlight machen kann, das sämtliche Zuschauer einem Autounfall gleich, von dem man den Blick nicht abwenden kann, in seinen Bann zu ziehen vermag. Beim Amateurfußball wäre das Schiedsgericht vermutlich von aufgebrachten Fans noch während des Spiels vom Platz geholt worden, aber das geduldige Schulzendorfer Publikum begnügte sich in seiner Verständigkeit und Güte mit dezenten verbalen Bekundigungen seines Unverständnisses und mitunter auch tiefen Abneigung gegenüber den getroffenen Entscheidungen. Das Spiel hatte mehr etwas mit Lotterie zu tun, denn selbst eindeutige Punkte wurden nicht selten der anderen Seite zugesprochen. Trotz aller Tragik, eine gewisse Komik konnte man diesem Spiel einfach nicht in Abrede stellen, aber wahrscheinlich nur aus der Perspektive des neutralen Zuschauers. Am Ende verkam es fast zur Nebensache, dass Schulzendorf nach fast zwei Stunden Spielzeit mit 3:2 gewann.
Unser zweites Spiel gegen den Gastgeber wurde von einer gewissen Lethargie getragen, denn ob der offensichtlichen Überlegenheit traute sich kaum einer nach der zuletzt vollzogenen Schächtung, Schulzendorf in eigenen Halle vor einem so großartigen Publikum noch einmal zu vermöbeln. Dafür war der Imbiss einfach zu gut. Also ließ es der amtierende Landesmeister etwas ruhiger angehen und setzte sich erst zur Mitte des Satzes vorentscheidend ab. Als man im zweiten Satz bei 3:7 eine Auszeit nahm und der Schulzendorfer Fanbeauftragte an die Presseabteilung des USV die Frage richtete, was denn mit dem Schwarzen Ballett los sei, entgegnete der Pressesprecher, ob denn das Publikum nicht noch länger als nur eine halbe Stunde verweilen wollte. Als der USV kurz darauf mit 10:9 wieder vorn lag, waren auch die Schulzendorfer Fans wieder beruhigt. Der Satz endete mit 25:19, nicht spektakulär, aber routiniert. Im dritten Satz zeigten wir uns als generöse Gäste und zollten mit dem Satzgeschenk der guten Organisation und Stimmung unsere Anerkennung. Um den USV allerdings zu einer Punkteteilung zu überreden, fehlten dem Gastgeber einerseits dann doch die Abgeklärtheit, andererseits ein duschwilliger weiblicher Anreiz. So blieb es also beim verdienten 3:1 für die Gäste aus der Landeshauptstadt.
Der vorangegangene Spieltag sah einen Sieg des USV im Derby gegen Waldstadt, der deutlich höher als 3:2 hätte ausfallen müssen. An den entsprechenden Schwachstellen arbeiten wir. Nach dem Sieg gegen Waldstadt sind wir dann alle duschen gegangen und nach Hause gefahren. Erst viel später am Abend haben wir mitbekommen, dass wir noch gegen Fürstenwalde hätten spielen müssen, aber das haben wir völlig vergessen. So konnte Fürstenwalde also ohne wirklich gefordert zu werden, drei Punkte mitnehmen. Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen der Mannschaft bei Fürstenwalde entschuldigen. Es tut uns echt leid, dass wir euch vergessen haben, aber nächstes Mal, versprochen, spielen wir auch wieder mit euch.

4 Kommentare:

  1. Einer der Besten seit langem.Großes Tennis MfMP!

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  2. Der letzte Satz ist der Hammer! :D

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  3. Famoser Spielbericht!
    Ich wünschte ich wäre beim Spiel Schulzendorf-Brandenburg dabei gewesen ;)

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