Freitag, 28. Februar 2014

"Die Gedanken sind frei ..."

Es ist ein Kuriosum, denn noch vor Beginn der neuen Saison scheint das Unwort des nächsten Jahres schon festzustehen: "Ethik-Code" - denn Regelungen, die nicht greifbar und weiter auslegbar sind als die kasachischen Steppen groß, sanktionieren zu wollen, erscheint uns etwas problematisch. Aber wenn sich jemand in der Lage fühlt beurteilen zu können, was "Handlungen und Haltungen, die darauf abzielen, Entscheidungen des Schiedsrichters zu beeinflussen" sind, und sie entsprechend sanktionieren zu können, ist ja alles gut. Theoretisch ist nach meiner Interpretation der Satzung §17(3)g mindestens eine Mitgliederversammlung, wenn nicht sogar ein Verbandstag für Änderungen von Ordnungen ("Der Ethik-Code ist Bestandteil der Ordnungen des BVV") nötig, aber möglicherweise gibt es ja "aus gegebenem Anlass" auch Ausnahmen. Apropos, ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dieser "gegebene Anlass" so gravierend ist, dass sich die Gemüter nicht von selbst wieder beruhigen und deshalb von oben gesunder Menschenverstand verordnet werden muss. Das ist natürlich alles Spekulation, was daran liegen könnte, dass ein wenig die Transparenz fehlt - plötzlich war er da. Das Grundprinzip eines sportlichen Umgangs, anders als die Legitimität der Entstehung dieses Kodex, stellt ja niemand in Frage - nicht mal beim USV Potsdam II -, aber Oktroyierung ruft meist wenig Begeisterung, sondern eher Ablehnung hervor.  
In unserer Verfassung sind ja glücklicherweise Grundrechte festgeschrieben - Meinungsfreiheit gehört u.a. dazu. Aber eigentlich brauchen wir uns gar keine Sorgen zu machen, denn wie sagte schon ein ehemaliger Bundespräsident "Ich bin froh und glücklich, dass ich in einem Rechtsstaat lebe...". Wie steht es eigentlich darum, wenn Legislative und Judikative nicht wirklich getrennt sind? 
"Es bleibe dabei, die Gedanken sind frei."

3 Kommentare:

  1. ja, ein transparentes vorgehen sieht anders aus. bin gespannt, wie die anwendung dieses ethik codes aussehen wird.

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  2. Artikel 5 Grungesetz

    (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

    (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze (und des Ethik Codes???), den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

    Oh jé...

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  3. Besonders interessant finde ich im Spieler/Trainer/Offizielle-Ethik-Code den zweiten Satz unter Punkt 12 der sich in Verbindung mit Punkt 15 so anhört:

    "12. ... In den elektronischen Medien wie Internet der Vereine müssen auch diffamierende und beleidigende Äußerungen von Außenstehenden unterbunden werden."
    "15. Bei Verstößen gegen diesen Ethik-Code wird durch den Vorstand des BVV gemäß Landesrechtsordnung ( Punkt 3.2 ) nach Anhörung der/des Betroffenen das Strafmaß festgelegt."

    Ist das ein Versuch das Internet zu zensieren?
    Wer entscheidet eigentlich darüber ob es sich bei Äußerungen um gezielte Verleumdung Dritter (Diffamierung) handelt oder der ethische oder soziale Wert des Beleidigten geringer dargestellt wurde, als er tatsächlich ist (Beleidigung)?

    Warum fehlt eigentlich das Pendant zu Punkt 15 im Schiedsrichter-Ethik-Code?

    Was sagt eigentlich der Verfassungsschutz dazu?
    Ach ja, das:
    "Bestrebungen, die gleichwohl darauf ausgehen, unantastbare Wertprinzipien des Grundgesetzes außer Kraft zu setzen, werden vom Verfassungsschutz beobachtet."
    (http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de)

    Was passiert eigentlich wenn man den Ethik-Code nicht akzeptiert? Wird man dann ausgeschlossen?
    "14. Mit der Abgabe und Unterzeichnung des Meldebogens zu den zentralen Ligen des BVV (Download Internet) verpflichten sich die Vereine zur Einhaltung und Durchsetzung dieses Ethik-Codes."
    Für mich hört sich das so an...

    Fazit: Fragen über Fragen und nur wenige Antworten. Der Ethik-Code ist an sich ne tolle Sache, bedarf aber einer Überarbeitung hinsichtlich der Konformität mit diesem ...ähm... Dings-Bums ...achja... Grundgesetz. ;-)

    "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst."
    -Voltaire-

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