Dienstag, 29. November 2016

Pyrrhussieg in der Schlacht von Golm - ein "Sieg" unter hohen Verlusten


"Ich glaube" (Originalzitat), sollte für einen Schiedsrichter keine Entscheidungsgrundlage darstellen - und auf die leicht ungehaltene Nachfrage "Hast du den Ball gesehen oder glaubst du nur, dass der Block dran war?" mit einer roten Karte zu antworten, finde ich wenig souverän. Dieses Spitzenspiel der Brandenburgliga hielt was es versprach, hochklassigen Volleyball, viele Emotionen und ein Spiel auf Augenhöhe, dass durch Nuancen entschieden werden würde - doch leider waren diesem Druck nicht alle an diesem Tag gewachsen.
Nachdem Schöneiche II im ersten Spiel schmerzlich erfahren musste, dass man auch gegen vermeintlich "Kleine" - vor allem, wenn sie ehemalige Erstligaspieler dabei haben - wichtige Punkte liegen lassen kann, dürfte spätestens auch im schönsten Dorf im Reiche die Erkenntnis gereift sein, dass die Phrase von der "härtesten Liga der Welt" alles andere als hohl ist. Nachdem der USV dann frei nach der Devise "ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss" gegen Hennigsdorf einen unästhetischen und wenig berauschenden 3:0 Sieg einfuhr, stand Schöneiche schon mit dem Rücken zur Wand.
Dieser Druck führte bei den Gästen schon im ersten Satz zu einer vermeintlichen, spielerisch zumindest deutlich sichtbaren, Bremsspur im Bereich des "gluteus maximus", so dass die Heroen aus Golm einen souveränen 25:20 Sieg einfuhren. Im zweiten und dritten Satz verlor der Tabellenführer - vermutlich war er nach dem Seitenwechsel in etwas getreten, und wie schon Andreas Brehme sagte: "Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh." - seinen Spielfluss. Beim 17:21 Rückstand im dritten Satz gelang es dem Schwarzen Ballett, das Blatt allmählich zu wenden und mit einer enormen Kraft- und Willensleistung mit 28:26 die 2:1 Satzführung herzustellen. Endlich war auch die Zeit der Nebenkriegsschauplätze eröffnet und das Spiel erhielt noch eine Prise Emotionalität dazu. Obwohl es dem USV gelang einen 23:21 Vorsprung herauszuarbeiten, fehlte am Ende die Präzision und ein wenig das Glück, den Satz nach Hause zu bringen - 24:26 hieß es am Ende. Ein sich im Tiebreak entscheidendes Spitzenspiel war ein würdiges Finale, in dem Schöneiche den besseren Start erwischte. In dieser engen Phase auch noch mit "Phantomentscheidungen" der Marke "ich glaube" konfrontiert zu werden ... - wenn jemand meine Fassung wiederfindet, behaltet sie, hat ja eh keinen Zweck. Beim Stand von 11:14 war das Spiel im Prinzip entschieden, der erzwungene Wechsel schien nur noch Ergebniskosmetik zu sein. Doch mit vereinten Kräften kämpfte man sich zurück ins Spiel - 14:14. Unseren ersten Matchball bei 16:15 konnte Schöneiche zwar noch abwehren, aber in dieser Phase sprach nun alles für einen Heimsieg - bis zu jenem unsäglichen Moment, als Gabi scherzverzerrt und laut schreiend zu Boden ging - erst später wurde es traurige Gewissheit: die Achillessehne war gerissen. Das Spiel war vorbei, die letzten zwei Punkte hätten wir auch nicht mehr ausspielen müssen.
Der Sieg von Schöneiche war genauso verdient, wie es unserer gewesen wäre - eben ein Spiel, das durch Nuancen entschieden wurde. Dass es am Ende unter diesen Bedingungen endete war tragisch und dramtisch zu gleich ...
Ein Ehrensalut für die gefallenen Helden des Spieltages - "Vamos amigos!"

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