Den Versuch, es heroischen
Vorbildern gleich zu tun, kann man auch übertreiben – dreihundert hätten wir zwar
eh nicht auf den Spielberichtsbogen gekriegt, aber sieben wäre schon schön
gewesen. Um die Thermophylen zu halten, hätte unsere Sechs sicherlich auch
gereicht, aber bei einem pygmäengroßen Libero im Außenangriff zeigt dir die
härteste Liga der Welt eben ganz geschmeidig den Mittelfinger.
Den präsaisonalen Stuhltanz gewann
dieses Jahrl Klaus, der den vakanten Diagonalschemel bei Werder am schnellsten
requirierte und damit vermutlich bei Brandenburg eine kaum adäquat zu füllende
Lücke hinterließ (vgl. Ergebnisse der Blau-Weißen am ersten Spieltag). Damit
bekam unser vertauschtes Weltbild endlich wieder eine klare Direktive und wir
bedankten uns gleich nach dem ersten Ballwechsel entsprechend musikalisch dafür
– diesmal aber ohne Socken.
Eigentlich war es auch mehr
Werders Unvermögen zu verdanken, dass wir die ersten zwei Sätze für uns
verbuchen konnten, denn trotz ihrer körperlichen Überlegenheit am Netz und
unseres mehr als ausrechenbaren Angriffs bekamen sie uns nicht in den Griff.
Werders Dämlichkeit endete dann leider im dritten Satz, zumal sie dann auch so
etwas wie eine Annahme aufbieten konnten – zu unserem Leidwesen. Am Ende stand ein 2:3 mit dem wir trotz
unserer eigentlich aussichtslosen Lage etwas haderten.
Dass die Heroen aus Golm nach
fünf intensiven Sätzen noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte waren, lag wohl
auch am intensiven Lauf- und Kopulationstraining während der Saisonvorbereitung.
Das Spiel gegen den Gastgeber war gleich auf einem ganz anderen emotionalen
Niveau, vor allem auch, weil vermeintliche Volleyballexperten der Grün-Weißen
den Schiedsrichter belehren wollten – und das ist ein Metier, in das ich mir
ungern reinpfuschen lasse. Gegen das Publikum zu spielen ist ohnehin viel
reizvoller. Unser Spiel war angesichts mangelnder Optionen nicht
variantenreicher geworden, dennoch schien das Lindow nach fünf Sätzen zuschauen
entgangen zu sein – oder sie stellten sich tatsächlich so dämlich an. Anders lässt
sich kaum erklären, warum wir schon wieder in den fünften Satz mussten. Beim
Stand von 10:13 aus unserer Sicht schien die Sache auch schon wieder gegen uns
zu laufen, doch in einem gemeinschaftlichen Kraftakt erkämpften wir uns den
ersten Matchball. Dass wir den dritten dann auch nutzen konnten – so langsam krochen
wir dann wirklich auf dem Zahnfleisch – lag an einer absolut richtigen
technischen Bewertung des gegnerischen Zuspiels. Ich gebe zu, der Zeitpunkt war
unglücklich, der Pfiff aus technischer Sicht aber absolut berechtigt, vor
allem, wenn man ihn als Kumulation aller vorherigen verstörend beäugten, weil
nicht geahndeten Zuspielunzulänglichkeiten betrachtet – es war nämlich der
erste seiner Art.
Dass das letzte Spiel des Tages
auch über fünf Sätze ging (Werder gewann am Ende) half uns zumindest dabei, die
anderthalb Kästen Bier so zu dezimieren, dass wir hoch erhobenen Hauptes von
einem gelungenen Auswärtsspiel sprechen dürfen.
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